Oberhochstatt
Oberhochstatt liegt etwa fünf Kilometer östlich von Weißenburg am Steilanstieg zum Fränkischen Jura.
Der Ort war bis zur Gemeindegebietsreform in Bayern mit seinen damaligen Gemeindeteilen Niederhofen, Kehl, Gänswirtshaus und Kreuzwirtshaus eine eigenständige Gemeinde. Der Ort hat etwa 500 Einwohner (Stand 2009).[1] Seit dem 1. Mai 1978 ist Oberhochstatt Stadtteil der Großen Kreisstadt Weißenburg in Bayern.
Oberhochstatt untergliedert sich in das Untere Dorf mit der Pfarrkirche Sankt Martin und in das Obere Dorf. Der Höhenunterschied ist beträchtlich und reicht von etwa 510 m am unteren Ortseingang bis auf 590 m am Forstweg. Dieser höchste Punkt markiert gleichzeitig die Europäische Bergwasserscheide zwischen Rhein und Donau. Durch das Obere Dorf verläuft, von der Eichstätter Straße in Weißenburg über das Bärenloch kommend, die Staatsstraße 2228, die weiter nach Burgsalach und Nennslingen führt. Von ihr zweigt kurz nach dem nördlichen Ortsausgang die Kreisstraße WUG 13 ab, die nach Indernbuch führt. Von ihr zweigt eine Verbindung nach Kaltenbuch ab.
Das Dorf ist auch über die Niederhofener Straße in Weißenburg erreichbar. Diese Straße führt über die Rohrwalk und die Oberhochstatter Ortsteile Gänswirtshaus, Niederhofen und Kreuzwirtshaus (Am Kreuz) bis zum Unteren Dorf.
Am nordöstlichen Ortsrand entspringt im Klingengraben der Rohrbach, der zwischen Weißenburg und Ellingen in die Schwäbische Rezat mündet.
Wappen
Im Jahr 1970 wurde Oberhochstatt vom Bayerischen Innenministerium ein Wappen genehmigt. Die obere Hälfte zeigt ein silbernes Schwert, gekreuzt mit einem silbernen Schlüssel, dazwischen ein goldener Abtstab. Dies stellt die Zugehörigkeit zum Kloster Wülzburg und den Übergang des Besitzes an das Fürstentum Ansbach Mitte des 16. Jahrhunderts dar. Der Pflug unten bezieht sich auf die damals (1970) noch hauptsächlich landwirtschaftliche Struktur. Die Farben Silber und Schwarz sind dem Hohenzollern-Wappen entnommen und weisen auf das Fürstentum Ansbach hin.
Verschiedene Vereine, wie die Freiwillige Feuerwehr, Reiterfreunde, Soldaten- und Kriegerkameradschaft sowie der Heimatverein haben das Wappen in ihr Vereinsabzeichen übernommen.
Geschichte
Von den Karolingern bis zum Ende des Alten Reiches
Die Gründung des Ortes bei der hochgelegenen Wohnstätte ist im 7. bis 8. Jahrhundert anzunehmen. Die erste urkundliche Erwähnung Oberhochstatts erfolgte 899 in einer von Kaiser Arnulf in Regensburg ausgestellten Schenkungsurkunde. Ein gewisser Graf Meginwart erhält von Bischof Erchanbold u. a. alles, was bisher in Hohenstatt (Oberhochstatt) dem Bistum Eichstätt gehörte.[2]
Eine wichtige Weichenstellung für die weitere Geschichte war die Gründung der Benediktinerabtei Wülzburg in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Es lag nahe, die dem Kloster unmittelbar benachbarten Dörfer des Reichsgutes dazu herzunehmen und als Gründungsausstattung in die Hand des Wülzburger Abtes zu geben. Ende des 14. Jahrhunderts besaß das Kloster in Oberhochstatt 18 Hofstätten, vier Hufen, zwei Lehen und eine Mühle.[3]
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gelangte das Kloster in Hände der Burggrafen von Nürnberg (seit 1415 Markgrafen von Brandenburg). Dies hatte im 15. und 16. :Jahrhundert verheerende Folgen, als man immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen wurde. So wurde 1422 im Bayerischen Krieg, in den auch die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach verwickelt waren, der Ort niedergebrannt. 1528 wurde durch den Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach die Reformation eingeführt. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Benediktinerabtei auf der Wülzburg aufgelöst. 1588 befahl Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach, auf dem Wülzburger Berg eine Festung zur Sicherung des Landes zu bauen. Der erste Baumeister Blasius Berwart d. Ä. wurde am 23. Juli 1589 in der St.-Martins-Kirche in Oberhochstatt begraben.
Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) wurde der Ort weitgehend zerstört. Nicht zuletzt durch die Ansiedlung von österreichischen Glaubensflüchtlingen (Exulanten) hat sich der Ort allmählich erholt und wurde wieder aufgebaut. Im Pariser Vertrag vom 15. Februar 1806 trat Preußen das Fürstentum Ansbach an König Maximilian I. von Bayern ab. Damit brach ein neues, bayerisches Zeitalter an.
Oberhochstatt im 19. und 20. Jahrhundert
Um 1800 bestand die Dorfgemeinde als Zusammenschluss von Hofbesitzern mit einem gemeinsamen Besitz und einer eigenen Dorfordnung, die die Nutzung des Gemeinguts regelte. 1808 entstand eine für ganz Bayern geltende Gemeindeverfassung. Bald darauf wurde in Oberhochstatt der erste Gemeindevorsteher gewählt. Bis zum Ende der selbständigen Gemeinde Oberhochstatt und ihrer Eingemeindung 1978 in die Stadt Weißenburg übten elf Bürgermeister ihr Amt aus. Sie alle mussten sich mit den jeweiligen Problemen ihrer Zeit, wie Kriegsfolgen, Einrichtung von Wasserversorgung, Kanalisation und Versorgung mit Elektrizität befassen.
Für die Jurabewohner war die Wasserversorgung von existentieller Bedeutung. Besonders in regenarmen Jahreszeiten herrschte auf dem Jura stets Wasserknappheit. Man war auf Hüllen (Dorfteiche) und Zisternen angewiesen, die in der Nähe der Gebäude lagen und die über Dachrinnen mit Regen- und Schmelzwasser gespeist wurden. Dennoch hat es von den ersten Planungen im 19. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre gedauert, bis die Gemeinde an eine Wasserleitung angeschlossen war. Die Kanalisation wurde zwischen 1962 und 1972 erbaut und mit dem Anschluss an die mechanisch-biologische Kläranlage abgeschlossen.
1898 erhielt die Gemeinde ihr eigenes Telefon, nachdem sich der Gemeindeausschuss bei der Direktion der Königlichen Post und Telegraphen in München über die ablehnende Haltung des Nürnberger Oberpostamts beschwert hatte. Diese Postagentur wird zunächst im Tal errichtet, im Jahr 1911 wird auch auf dem Berg eine Telefonstelle eingerichtet, wobei die Gemeinde die Haftung für die jährlichen Gebühren übernimmt. Die erste öffentliche Telefonzelle in Oberhochstatt entstand 1968.
Durch den Zuzug von Heimatvertriebenen stieg in der ehemaligen Gemeinde Oberhochstatt die Bevölkerungszahl von 778 (1939) auf 1.008 (1946). Ein Höhepunkt lässt sich für die Zeit um das Jahr 1950 ausmachen: Hier sind von 1058 Einwohnern in der Gemeinde 256 Flüchtlinge und Heimatvertriebene, somit also 24 Prozent. In der Folgezeit kam es in der Gemeinde wieder zu einem Bevölkerungsrückgang, der vornehmlich im Wegzug vieler Heimatvertriebener begründet war. 1961 waren es nur noch 944 Einwohner, unter ihnen 125 Heimatvertriebene.
In den 1970ern kam es zu einer flächenmäßigen Ausdehnung durch die zunehmende Bebauung am Gänswirtshaus und die Ausweisung des Baugebietes Am Klingengraben.
Literatur
- Oberhochstatt – Niederhofen – Kehl. Von Hohenstat zum Ortsteil von Weißenburg i. Bay. 899-1999 (Weißenburger Heimatbücher Band 6), Weißenburg 1999; abgekürzt in den Fußnoten als "Heimatbuch"
Fußnoten
- ↑ Homepage der Stadt Weißenburg, 1. Juli 2009
- ↑ Heimatbuch, Seite 27
- ↑ Heimatbuch, Seite 31