Die Weiher und ehemaligen Weiher im Stadtgebiet von Weißenburg (ohne Ortsteile)
Innerhalb der Stadt Weißenburg befinden oder befanden sich zahlreiche Weiher. Der Artikel beschreibt die Weiher und ehemaligen Weiher im Stadtgebiet von Weißenburg.
Seeweiher
Der wassergefüllte Stadtgraben stammt aus der Zeit der Umwallung der Südstadt im späten 14. Jahrhundert und hieß ursprünglich nur See. Er hatte im Laufe der Zeit unterschiedliche Gestalt, verlandete teilweise und wurde wieder ausgebaggert. Er reichte auch etwa 80 m weiter nach Westen in den heutigen Schießgraben hinein, den er bei Hochwasser auch unter Wasser setzte, ebenso wie die Seewiesen, das ist das Gelände der heutigen Mittel- und Berufsschule. Deshalb wurde später eine Ablassvorrichtung eingebaut. So wurde der See zum Weiher: Einen solchen kann man ablassen – einen See nicht. Der Name dient auch zur Unterscheidung zu den anderen Weihern. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges warfen die Bewohner Weißenburgs Gegenstände aus der NS-Herrschaft, wie Ehrendolche, SS-Uniformen oder Exemplare des Buches "Mein Kampf" in den Seeweiher, welche beim nächsten Weiherputzen wieder entdeckt wurden.[1]
Alter Badeweiher
Dieser mindestens seit 1575 bestehende Weiher diente ursprünglich zum Schafewaschen. 1830 ist er als einziger Badeplatz ausgewiesen – zunächst aber nur für Männer und Knaben. 1877 war eine bescheidene Bade- und Schwimmanstalt fertig. Ab 1890 hatten auch Frauen Zutritt. 1927 baute man sogar einen Sprungturm. 1959/60 wurde das Bad durch ein neues Freibad am Kirchweihplatz ersetzt. Das Gelände um den Weiher dient heute als städtischer Campingplatz.
Aumühlweiher
Der Weiher wurde 1981 als Regenrückhaltebecken unterhalb der Aumühle angelegt. Der Stadtbach, der heute ab hier verrohrt ist, fließt durch die Stadt und kommt als Brühlbach kurz vor seiner Mündung in die [Schwäbische Rezat] wieder heraus. Die Aumühle wird bereits 1250 erstmals erwähnt (eine der ältesten Nennungen eines Weißenburger Gebäudes). Ehe der Aumühlweiher angelegt wurde, befand sich hier eine Kleingartenanlage, die in die Nähe der Hohenmühle verlegt wurde. Der Weiher ist im Winter ein beliebter Eislaufplatz.
Erlweiher
(Oberer und Mittlerer -)
Die Erlweiher oberhalb des alten Badeweihers haben ihren Namen nach den dort wachsenden Erlen erhalten. Im Winter schnitt man das Eis der Weiher bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts heraus, um damit das Bier in den Sommerkellern kühl zu lagern. Der vordere Erlweiher wurde ab 1877 zum (Alten) Badeweiher umgestaltet. Der alte Badeweiher und der mittlere Erlweiher sind im Winter beliebte Eisstockplätze.
Forellenweiher
Der Weiher im Starennest wird bereits 1715 Forellen weyer genannt. Er wird mit dem klaren Wasser des Römerbrunnenbaches gespeist und daher von jeher zur Forellenzucht geschätzt. Er sit der kleinere der beiden Weiher und liegt südlich des Schafweihers.
Habermühlweiher
Oberhalb der Habermühle im Weißenburger Norden, nahe der Umgehungsstraße, liegt der flache Weiher, der ursprünglich der Wasserstandsregelung für das Mühlrad der Habermühle diente. Auf dieser wurde allerdings der Mühlbetrieb schon um 1900 eingestellt. Die Mühle wird bereits 1594 genannt. Der Name ist vermutlich eine Verkürzung aus Haber-meyers-mühle nach einem ehemaligen Besitzer.
Knollweiher
bei der Silbermühle
Der Weiher wird bereits 1459 als Knollwyer bezeichnet und 1513 als Knollenweyer. Er gehört zum Anwesen Silbermühle, liegt gleich vor dem Haupthaus und wird durch die Schwäbische Rezat gespeist. Der Name des Weihers bezieht sich vermutlich auf einen früheren Besitzer Knoll o. ä. Aber auch eine Ableitung von mittelhochdeutsch knoll(e)(= Erdklumpen, Hügel) ist denkbar.
Rohrwiesenweiher
Der Weiher unterhalb der Abzweigung der Straße nach Kehl von der Niederhofner Straße ist erst im Zuge der Flurbereinigung in den 1970er Jahren entstanden und hatte lange keinen Namen. Er dient als Ausgleichsbecken bei Hochwasser des Rohrbaches. Der Name leitet sich von den Wiesen der Umgebung ab, die sich am Rohrbach entlang ziehen. Dieser wiederum hat seinen Namen nach den Schilfrohrkolben.
Schafweiher
Vor dem Forellenweiher im Starennest gelegen, diente der Weiher zum Schafewaschen, nachdem dies im Alten Badeweiher nicht mehr erlaubt war.
Siebenbronnenweiher
Der Weiher östlich der Siebenbronnenmühle liegt über dieser und wird aus mehreren starken Quellen gespeist, die aus dem sandigen Boden über der Lettenschicht entspringen. Die Mühle wird 1514 erstmals erwähnt. Der Weiher dürfte im Zusammenhang mit dem Bau der Mühle entstanden sein, deren Wasserrad bis 1945 in Betrieb war.
Ehemalige Weiher
Die nebenstehende Karte zeigt die vielen Weiher im Jahre 1822, die alle - mit Ausnahme des Seeweihers - im Laufe der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgefüllt wurden.
Kipferlingweiher
Der Kipferlingweiher war ein Teil des alten Stadtgrabens vor 1376, ehe die südliche Altstadt ummauert wurde. Der aus der Bachgasse kommende Stadtbach floss an der oberen Stadtmühle entlang in diesen Weiher und über die heutige Wildbadstraße in den → Spitalweiher zur Unteren Stadtmühlgasse. Der Kipferlingweiher wurde 1874 eingefüllt. Sein Name ist nicht eindeutig geklärt. Es könnte sich um eine Benennung nach dem Kupfer und Eisen enthaltenden Wasser handeln, das für das Wildbad von Bedeutung war. Es ist aber auch möglich, dass der Name auf die Bogenform des Weihers zurückgeht, weil er wie ein Kipf ausschaute. Schließlich ist es möglich, dass der Weiher mit Kipfen abgestützt war. Das waren Rungen, wie sie etwa heute noch bei Güterzugwagen, mit denen Holz transportiert wird, zur seitlichen Abstützung verwendet werden. Der westliche Teil des ehem. Weihers ist heute der Parkplatz in der Bortenmachergasse, der östliche ist mit der alten Turnhalle (1877/78) bebaut.
Schottelgraben
Dieser ehem. schmale Weiher im Nordwesten der Weißenburger Altstadt lag zwischen der Nürnberger Straße und dem heutigen Parkhaus nördlich der Schulhausstraße. Der alte Name „Am schotten Graben“ bedeutet „am schmutzigen Graben“ (mittelhochdeutsch schot = schmutzig, durch Herumwälzen wie ein Schwein verunreinigt). Hier wuschen auch die Gerber ihre Felle und die Tuchmacher die Wolle. 1901 wurde er aufgefüllt.
Spitalweiher
(Vorderer und Hinterer -)
Vom Spitalturm zog sich entlang der ältesten Stadtmauer nach Nordwesten ein Weiher auf dem Gelände der heutigen „Spitalanlage“ bei der Unteren Stadtmühlgasse. Der Name bezieht sich auf die ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Spitalstiftung (heute Kaufhaus Steingass bis CVJM-Heim). Da die Abwasser der Altstadt in diesen Weiher flossen, war das nicht nur hässlich und roch – vor allem im Sommer – unangenehm, sondern war auch unhygienisch, sodass 1858 der vordere (das ist der östliche) Spitalweiher eingefüllt wurde und 1887 der hintere.
Wäschgraben
Der bereits 1504 genannte Wäschgraben erstreckte sich von der Nürnberger Straße bis etwa zu den Häusern Nördliche Ringstraße 21. Er war der größte Weißenburger Weiher und diente zum Wäschewaschen. Weil er künstlich angelegt war, also gegraben war, hieß er Wäschgraben. Er wurde auch Gaulweiher genannt, weil man dort die Pferde schwemmte. Er wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in zwei Schritten aufgefüllt und der westliche Teil in eine Grünanlage verwandelt. 1921 wurde der Name als amtliche Straßenbezeichnung eingeführt.
Wied
Der Straßenname Auf der Wied erinnert an die ehemalige Pferdeschwemme beim heutigen Koppbrunnen. Sie wurde 1866 eingefüllt. Danach wurden die Pferde im Wäschgraben getränkt. Der Name Wied (auch Weed oder Wette) leitet sich von waten ab, wenn die Pferde ins Wasser stiegen.
Im 19. Jahrhundert gab es im westlichen Wallgraben beim Scheibleinsturm das Entenweiherlein, einen kleinen Teich, der gerne von Enten aufgesucht wurde.
Quellen
Näheres und historische Aufnahmen (z. B. vom Kipferlingweiher, Seeweiher, Wäschgraben u. a.) in
- BEIER, Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgsasse; Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, Teil I und II und
- BEIER, Ulf: Weißenburger Flurnamenbuch; Vom Galgenberg ins Himmelreich; Weißenburg (1995)
- Skizze über die Veränderungen der Weiher bei NEUMANN, Werner: Bauliche Veränderungen an der Stadtmauer Weißenburgs im 19. Jahrhundert, gedrucktes Skriptum, Weißenburg 1989, S. 13
Einzelnachweise
- ↑ Weißenburger Gschichten Band II, Rudolf Schneider, S.63