Die Schambach - ehemalige Mühlen am Bach

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Obwohl die Schambach ein kurzer Bach ist, wurde ihre Wasserkraft seit Urzeiten vom Menschen zum Antrieb von Mühlen genützt. Im 15. Jahrhundert gab es allein im Dorf Schambach neun Mühlen. Heute sind alle stillgelegt. Elf Gebäude an der Schambach tragen noch den Namen "Mühle" im Hausnamen.

Ehemalige Dorfmühle in Suffersheim

Kaum ist die Schambach aus der Steinriegelquelle ausgetreten, so musste sie schon eine Mühle antreiben. Das Anwesen Mühlbergweg 12 in Suffersheim ist die ehemalige Dorfmühle. 1543 wurde erstmals Peter Pantels Witwe als Dorfmüllerin genannt. Die Chronik lässt sich lückenlos bis in die Gegenwart verfolgen.[1] Die Dorfmühle ist zusammen mit den Anwesen Laubentaler Str. 19, 23 und 29 sicher eines der ältesten, die den ehemaligen Kern des Dorfes gebildet haben. Der letzte Müller war 1926 Ernst Neumeier. 1930 übernahm die Familie Volkersdorfer das Gebäude.

Potschmühle

Potschmühle

Anwesen im Westen von Suffersheim an der Abzweigung der Straße nach Haardt. 1459 erstmals genannt als Vetschenmühle, 1565 heißt es bey der fetzer müll, 1599 Potsch Mühl, 1719 Butschmühle und 1822 Unterbutzmühle; mundartlich sagt man buhdschmül.[2]

Fetze, Fetsche bedeutet sumpfiges Gelände, wodurch sich die ältesten Namenformen erklären lassen. Die Form Potschmühle ist unklar. Mittelhochdeutsch butze bedeutet Knirps, auch Poltergeist. Mühlen galten bis ins 19.Jahrhundert als nicht ganz geheuer. So wäre es denkbar, dass man nach einem Spuk den Mühlennamen von Vetsch- auf Butschmühle "anglich". Die Ableitung von einem Personennamen Potsch ist wenig wahrscheinlich. Die Mühle soll angeblich aus dem 10./11. Jahrhundert stammen.[3]Heute ist sie nur noch Wohnhaus. Die Bewohner gehen außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten nach.

Hammermühle

Etwa einen Kilometer talauswärts von Suffersheim gelegen, steht auf den Grundmauern der 1972 abgebrannten Hammermühle ein Wohnhaus, das nicht regelmäßig bewohnt wird. 1341 wurde die Mühle von den Pappenheimern an die Schenken von Geyern verkauft. Um 1500 wurde sie als Schindelmühle bezeichnet und die Hammergerechtigkeit erwähnt. Bereits 1523 wurde eine Schindelmüle erwähnt und 1529 ein Paulus Müller auf der Schintlmüll. 1543 wurde ein Hammermeister aus Dollnstein auf der Schindel müll als Besitzer genannt. 1546 ging das Hammerwerk in den Besitz der Stadt Weißenburg über. Die Stadt hatte damit nachweislich ein Schmelz- und Hammerwerk. 1547 heißt es Schindel müller, do der Hamer ist. Spätestens 1560 wurde der Hammerbetrieb eingestellt. 1599 war Georg Pfister auf der Schindelmühl, jetzt Hammermühle und gehörte nach Weißenburg. 1831 wurde die Mühle als Hammermühlgut mit Mahlgerechtigkeit bezeichnet.

Der ursprüngliche Name Schindelmühle bezieht sich entweder auf die Giebelverkleidung des Hauses bzw. dessen Dacheindeckung, was bei der üblichen Legschiefereindeckung ungewöhnlich und damit namengebend werden konnte, oder es wurden hier Schindeln hergestellt. Nach der Errichtung eines Hammerwerkes wurde die Mühle umbenannt. Die Eisenerzlager der näheren Umgebung (Bohnerze bei Osterdorf, Raitenbuch u. a.) sind vermutlich nach dem Schmelzen in der Hammerschmiede weiterverarbeitet worden. Zwischen 1920 und 1930 war dort ein Sägewerk, in dem viele Suffersheimer beschäftigt waren.[4]

Flemmühle

Flemmühle mit Mühlgraben

Die Einöde Flemmühle (mundartlich flämmül) liegt 458 m ü NN. Ein Abzugsgraben führt von der Schambach zur Mühle. Daneben befinden sich ein ehemaliges Korbhaus von 1833 und eine Scheune in Jurabauweise mit Legschieferdach aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[5] Bereits 1434 wird ein Flempetter im Salbuch von Pappenheim erwähnt, 1511 Flemhoff und 1537 Peter Flendt, müller a. d. Schambach. Der Name Flemmühl tauchte 1655 zum ersten Mal auf. 1705 wurde sie als Mühle mit Walk(mühle), Säge und Ziegelhütte genannt. Im 16. Jahrhundert gehörte sie zum Verwalteramt Geyern, später zu Pappenheim, 1806 zu Dietfurt, 1811 zur Gemeinde Schambach, ab 1824 zu Geislohe, seit der Gebietsreform 1972 zu Pappenheim.[6]

Ob das Bestimmungswort Flem- von mittelhochdeutsch vloum = Sumpf abzuleiten ist oder von einem ehemaligen Besitzer, vielleicht einem Vorfahren des Peter Flendt, ist nicht sicher zu sagen. [7]

Obere Papiermühle

Obere Papiermühle

Sie liegt am östlichen Rand der Gemarkung Schambach. Eine Mühle bestand wohl schon im Hochmittelalter. Die Mühle gehörte der Herrschaft Pappenheim. So ist 1680 ein Hans Christoff Preu als pappenheimischer Untertan auf der Mühle überliefert. Um 1770 wurde diese Mühle von der Unteren Papiermühle zur Papierherstellung dazu erworben. Zu diesem Vorgang wurden Lumpen zermahlen. Die Fabrikation wurde 1820 wieder eingestellt und auf Getreidemühlbetrieb umgerüstet. Mitte 1826 wurde das Mühlenanwesen als Besitz des „Papierfabrikanten Georg Paul Wilke“ versteigert; es bestand aus „einem großen Fabrik- und Wohnhause, Scheune, Stallung und Hofraith, zwei Gärten, mehrere Morgen Acker und Wiesen und 1 Morgen Holz." [8]. Gemahlen wurde letztmals um 1900, die Säge war noch bis 1960 in Betrieb. Heute befinden sich neben den alten Mühlengebäuden (Mühlhaus von 1833, Nebengebäude von 1788) Neubauten als Wohnung und Garagen für das Fuhrunternehmen Felleiter.[9]

Obere Mühle

Obere Mühle

auch Obermühle genannt, mundartlich owermül in der Herrngasse 6 mit rechtwinklig angebautem ehem. Korbhaus. 1666 wurde erstmals der Obermüller zu Schambach genannt. 1680 gab Hans Christoff Preu, Obermüller zu Schambach, nach Pappenheim.[10] Die ehemalige Mühle nimmt als zweigeschossiges Wohnhaus in Jurabauweise mit ihrem Anbau eine markante Stellung am Rande des längs der Schambach angelegten Angerbereichs ein.[11] Auf der Oberen Mühle wurden eine Landwirtschaft, eine Getreidemühle und ein Sägegatter mit einem Sägeblatt betrieben. Die Mühle wurde mit drei hölzernen Wasserrädern angetrieben. Dies galt als Besonderheit.[12] Heute ist nur noch ein Teil der ehemaligen Mühle bewohnt.

Die Mühle liegt am ehemaligen Dorfanfang weiter oben am Bach als die Untermühle.

Untere Mühle

Untere Mühle

auch Untermühle genannt, mundartlich undermül, Schambachtal 20 (früher Hauptstraße 20). 1684 wurde Andreas Drießler, unter Müller in Schambach genannt, am Katasterplan von 1830 steht Untermüller.[13] Hier wurde neben einer Landwirtschaft eine Getreidemühle betrieben. Auf einem Sägegatter mit nur einem Sägeblatt wurden bis etwa 1923 Bretter geschnitten. Antriebskraft war in beiden Fällen das Wasser der Schambach. Bis zur Bachregulierung Mitte des 20. Jahrhunderts lag unterhalb der Mühle die sog. Launer-Insel zwischen Schambach und Mühlbach, auf der früher das Flachsbrechhaus stand.[14] Am Wehr wurden die Schafe gewaschen. Die Mühle gehört heute der Familie Kemmelmeier aus Oberhochstatt und die Wohnungen sind vermietet. Die heutigen Bewohner gehen außerlandwirtschaftlichen Berufen nach.

Der Name Untermühle ist zur weiter bachaufwärts liegenden Obermühle zu verstehen. Beide Namen sind nicht identisch mit der Oberen und Unteren Papiermühle.

Untere Papiermühle

Untere Papiermühle

1700 Papiermühle[15] - 1764 von dem Hugenotten Jacob Christoph Quinat, der unter Ludwig XIV. aus Frankreich vertrieben wurde, als Mühlen- und Manufakturgebäude erbaut. Er erhielt die gräflich-pappenheimische Erlaubnis, sein erlerntes Handwerk als "Papierer" hier wieder auszuüben. Der große, zweigeschossige Satteldachbau diente von 1770 bis 1820 zur Papierherstellung, danach als Walkmühle. In einer Walkmühle wird Wolle gereinigt und zerfasert, und auch tierische Haare werden dort durch Verfilzen, also Walken, zu kräftigen Stoffen verarbeitet. Das Wappen über der Eingangstüre stammt von 1765, es zeigt den Heiligen Georg und die Initialen des Erbauers I.C.Q. Die Mühle war ab 1853 im Besitz der Familie Fackelmeier[16] und wird jetzt von Frau Frieda Schweinesbein bewohnt. So erklärt sich auch die Bezeichnung der Mühle in der Mundart: ban schwainesbain. Die Felder sind verpachtet, der Mühlbetrieb wurde Ende 1961 eingestellt.

Durch den Abzugsgraben wurden auch folgende drei ehemaligen Mühlen mit Wasser von der Schambach angetrieben:

Kohlmühle

Kohlmühle

Die Kohlmühle gehörte zur bis zum 1. Juli 1971 selbstständigen Gemeinde Schambach und ist seither ein Stadtteil von Treuchtlingen. 1537 war dort erstmals ein Sixt Kollmüller erwähnt. 1656 gab Hans Lönlein auf der Kohlmühle an St. Gallus in Pappenheim. 1680 wurde sie Kollmihl genannt.[17] Der Name der Mühle bezieht sich vermutlich auf einen früheren Besitzer Koll. Durch die mundartliche Aussprache kulmül konnte eine falsche schriftsprachliche Schreibung Kohlmühle entstehen. Eine Ableitung des Namens von den Rohrkolben des daneben liegenden Schambachriedes ist nicht ausgeschlossen, aber nicht sehr wahrscheinlich. Der Betrieb der Getreidemühle wurde 1969 eingestellt. Die heutigen Besitzer, die Familie Gerhard Rupp, bewirtschaften das Anwesen als landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb. Die Frau verdient jedoch dazu.

Lehnleinsmühle

Lehnleinsmühle, Gemälde um 1910

Die Mühle gehörte zur bis zum 1. Juli 1971 selbstständigen Gemeinde Schambach und ist seither ein Stadtteil von Treuchtlingen. Sie wurde erstmals 1596 als Laßles Mühl erwähnt. 1663 Lehners Mühl, 1667 Leonlesmühl, 1676 Lendles Mühl, 1682 Lenlamühl, 1719 Lenhardsmühl und 1737 Löheleinsmühl.[18] Der Name der Mühle bezieht sich auf einen früheren Besitzer Lönlein. Er könnte mit dem 1656 auf der Kohlmühle genannten Besitzer Lönlein verwandt gewesen sein. Die Form Lenhardsmühl ist eine falsche Übertragung ins Hochdeutsche, denn in der Mundart heißt Leonhard leand.

Um 1840 bewohnte das Anwesen der "Papiermüller" Pfister. 1910 wurde der Mühlbetrieb eingestellt und an die Weißenburger Bortenweberei Heinrich Schmuck verkauft, die dort bis 1915 Gold- und Silbergespinste herstellte. Der Landwirt kaufte die Gebäude zurück. Anstelle des alten Mühlengebäudes steht heute eine Maschinenhalle. Ein weiteres, heute nicht mehr vorhandenes Gebäude, das weiter südlich am Bach lag, war eine Sägmühle und gehörte dem "Holzmüller" Wörner.[19] Das jetzige Wohnhaus wurde neu errichtet. Die Familie Martin Schmidt führt hier einen landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb.

Kästleinsmühle

Kästleinsmühle

Sie gehört zur Stadt Treuchtlingen und wurde 1348 erstmals urkundlich als Awmill (= Aumühle) erwähnt, als der Marschall von Pappenheim dieses Mühlgut der Kapelle zum Heiligen Geist in Pappenheim schenkte. Im 16. Jh. war sie im Besitz des Augustinerklosters in Pappenheim. 1644 kam die Cästleins Mühl ins markgräflich Brandenburg-Ansbachische Verwalteramt Treuchtlingen. Der Name bedeutet Mühle in der Au (vgl. Augraben). Der heutige Name bezieht sich auf einen früheren Besitzer Kästlein, was durch das Genitiv-s bestätigt wird. 1650 tauchte dazu der interessante Beleg Au- izo Cästleinsmühl auf. 1738 wurde als Besitzer Georg Bayer, Au- od. Kästleinsmüller genannt.[20] 1945 wurde die Mühle bei dem Bombenangriff auf Treuchtlingen weitgehend zerstört. Ein neues Wohngebäude wurde etwas abseits des Baches errichtet. 1985 wurde der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt. Heutiger Besitzer: Familie Möller.

In der Nähe der Quelle ist die ehemalige Judenduck, die Mikwe, das rituelle Reinigungsbad, das jüdische Frauen nach der Monatsblutung benutzen. Ab 1780 gab es die Überleitung des Wassers für rituelle Handlungen bei der Synagoge. Dieses ist die älteste Wasserleitung Treuchtlingens.

Quellen

  • Heimat- und Bäderverein Treuchtlingen e. V. (Hsg. Josef Lidl): Heimatbuch Treuchtlingen, Treuchtlingen o. J. (1985)
  • Wilhelm Bauwerker, Wilhelm Herrmann, Walter E. Keller: Das Dorf - Bilder und Geschichte(n) aus Schambach, Treuchtlingen 1986

Weblinks

Fußnoten

  1. RUF, Gerhard: Suffersheim - Von Suberesheim zum Ortsteil von Weißenburg 867 - 1996, Weißenburger Heimatbücher Band 5, Weißenburg 1996, S. 202
  2. STRASSNER, Erich: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken, Band 2: Land- und Stadtkreis Weißenburg i. Bay., München 1966, S. 9
  3. BEIER Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, Weißenburger Heimatbücher Band 2, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 106. Vgl. auch das Kinderlied "Es tanzt ein Bi-, Ba-, Butzemann" und "Apfelbutzen" oder "a klans Butzala" für ein kleines Kind.
  4. Quellen: STRASSNER, s. o., S. 24; BEIER, s. o., S. 69 und vor allem RUF, Suffersheim, s. o., S. 179, dort eine ausführliche Chronik ab 1857
  5. KIESSLING, Gotthard: Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Denkmäler in Bayern, Band V.70/1. München: 2000, S. 448
  6. STRASSNER, s. o., S. 17
  7. BEIER Ulf: Weißenburger Flurnamenbuch, Weißenburger Heimatbücher Band 4, Weißenburg 1995, S. 279
  8. Königlich Bayerisches Intelligenzblatt für den Rezat-Kreis, Nr. 24 vom 14. Juni 1826, Spalte 1526f
  9. KELLER, Walter E.: Das Dorf Schambach, Treuchtlingen 2002, S. 89, ISBN 3-934145-15-9 und KIESSLING, s. o., S. 634
  10. STRASSNER, s. o., S. 60
  11. KIESSLING, s. o., S. 636
  12. KELLER, s. o., S. 80
  13. STRASSNER, s. o. , S. 60
  14. KELLER, s. o., S. 79
  15. STRASSNER, s. o., S. 47
  16. Info-Tafel an der Mühle und KIESSLING, Gotthard, s. o., S. 634
  17. Alle Angaben nach STRASSNER, s. o., S. 32
  18. Alle Angaben nach STRASSNER, s. o., S. 35
  19. KELLER, Walter: Das Dorf Schambach, s. o., S. 89 und mündliche Aussagen der jetzigen Besitzer
  20. Alle Angaben nach STRASSNER, s. o., S. 30