Rohrberg

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Rohrberg in Weißenburg

Rohrberg-Südseite gegenüber von Kehl

Der Rohrberg ist eine bis 603,4 m ü. NN hohe Erhebung als Teil der Fränkischen Alb. Am Südwestrand steht der Bismarckturm von Weißenburg. Außerdem befindet sich im Wald am steilen Südhang auf etwa 560 m Höhe das bewirtschaftete Naturfreundehaus.

Der Südhang des Rohrberges unterhalb des Waldes am östlichen Gemarkungsende von Weißenburg im Rohrbachtal weist schmalen, heute überwiegend als Wiesen genutzten Terrassen auf. Diese sind sowohl am Vorderen als auch Hinteren Rohrberg oft nur weniger als 10 m, in manchen Fällen sogar nur 5 m breit. Die obere Terrassen sind z. T. mit Obstbäumen bestockt, u. a. wurde 2002 eine Streuobstwiese am Vorderen Rohrberg westlich des Wasserhochbehälters neu angelegt. Die Stufenraine werden von Hecken (maßgeblich Schlehe) eingenommen, aus denen einzelne größere Bäume, sog. Überhälter, herausragen. Manche Flächen sind aufgelassen.

Eingestreut finden sich neben dem Rohrberghof an der Kehre unterhalb des Naturfreundhauses kleine Gartenhäuschen und Hütten, von denen einige wohl bereits vor 1950 errichtet wurden sowie ein größerer Hühnerstall mit freilaufenden Hühnern. Die Hänge wurden für den Acker- und Weinbau im Mittelalter terrassiert, um eine Bodenabtragung der dünnen Humusschicht zu verhindern. Seit wann und wie lange am Rohrberg Weinbau betrieben wurde, ist nicht bekannt. In der Folge wurde er durch die ackerbauliche Nutzung abgelöst. Anfang des 20. Jahrhunderts setzte eine Vergrünlandung ein. Erst um 1980 wurde der Ackerbau ganz aufgegeben zu Gunsten von Wiesen und Weidewirtschaft. Im Zuge dessen wurden einige wenige Terrassen auch mit Obstbäumen bepflanzt. Mehrere Terrassen fielen brach. Seit einigen Jahren werden mehrere Flächen wieder bewirtschaftet.

Die Schlehenhecken an den oberen Rainen und einem unteren sind ein typisches Kennzeichen von Folgepflanzen an ehemaligen Weinbauterrassen. Die Schlehen breiteten sich besonders auf den von den Häckern (= Weinbauern) durchgearbeiteten Reblandböden als "Wurzelpioniere" durch wildes Verzweigen besonders gut aus und bilden dadurch einen "biologischen Stacheldrahtverhau". (Tyrakowski 2014) Die Hänge des Vorderen und Hinteren Rohrbergs in ihrer heutigen Form sind ein schöner Beweis für den mittelalterlichen Weinbau in unserer Gegend. Das Gelände wurde bei der Flurbereinigung - im Gegensatz zur Nachbarschaft - erhalten (nur Dränagen und Wegebau), sodass die kleinteilige Parzellierung geradezu bilderbuchmäßig erkennbar ist.

Im "Salbuch über Wiltzberg" des Abts Warnhoeffer von 1545 heißt es im Kapitel 23 "Weinberg": "Gegen diesen Wülzbergischen berg an der andern seit über am Rorberg hat ein Burger zu Weißenburg der alt Koehlein genannt einen garten, solichs bergs uff der höhe gehabt der mitler zeit gar abgegangen, welich zu meins castners Zeiten ungeferlichen 40 oder zweyundvierzigsten jars wein darin gebaut. Dieser hat dem Stifft* zehenden davon geben müssen." (Kopie im Stadtarchiv Weißenburg)

  • Es ist das Benediktinerstift auf der Wülzburg gemeint, dem Vorgänger der späteren Festung.

Nach Auskunft des Weißenburger Stadtarchivars R. Kammerl hatte die Stadt offenbar keine Weinberge, zumindest gibt es keine Unterlagen dazu. Der Weinbau war vermutlich in privater Hand. Es ist daher eine mosaikartige Mischnutzung aus Acker-, Wein- und Obstbau anzunehmen. Solche Nutzungsweisen waren für bäuerliche Weinberge typisch. Die Terrassen am Rohrberg sind nur wenige Meter breit und heute ackerbaulich kaum zu nutzen, da praktisch keine Wendemöglichkeit für Mähdrescher besteht. Daher werden die Terrassenflächen überwiegend als Grünland genutzt, einige wurden nach 2000 mit Obstbäumen bestockt, andere fielen brach. Anfang 2019 hat das Landratsamt einige Flächen gekauft, die jetzt von Jungschäfern gemäht bzw. mit Schafen beweidet werden.

Die Flächen werden, gefördert durch staatliche Programme bzw. den Aufkauf der Flächen durch die öffentliche Hand (Landkreis), seit kurzem wieder bewirtschaftet. Nur wenige liegen noch brach.

Quellen:

TYRAKOWSKI, Konrad: Historische Reblandrelikte zwischen Rebdorf und Inching - Zeugnisse eines fast vergessenen Kulturlandschaftsteils im Mittleren Altmühltal; in: GLOBULUS, Beiträge der Natur- und kulturwissenschaftlichen Gesellschaft für Ingolstadt, Eichstätt, Weißenburg u.a., Heft 18, Eichstätt 2014, S. 97 ff.

Stadtarchiv Weißenburg: Salbuch über Wiltzberg des Abtes Warnhoeffer von 1545, Kapitel 23 "Weinberg"

Bayerische Vermessungsverwaltung: Uraufnahme (1808-1864)

Näheres zum Naturfreundehaus und zum Rohrberghof siehe BEIER, Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse. Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage 2000, S. 26 und 177, und Hermann Sturm.