Markt Berolzheim, St. Hedwig

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St. Hedwig, Markt Berolzheim

Die Kirche St. Hedwig ist die katholische Kirche der Gemeinde Markt Berolzheim.

Geschichte

Am 16. Dezember 1962 wurde die katholische Kirche St. Hedwig in Markt Berolzheim geweiht. Der Kirchenbau besteht aus einem gleichseitigen Fünfeck mit einem hohen Zeltdach. Der auf vier Säulen ruhende, freistehende Glockenturm bildet das Tor zum Gotteshaus.

1939 hatte Markt Berolzheim 955 überwiegend evangelische Einwohner, 1950 waren es 1506 Einwohner, davon 415 Heimatvertriebene (27,6%) aus dem deutschen Osten, vor allem Katholiken aus dem Sudetenland und aus Schlesien, für die ein Gotteshaus notwendig wurde.

Wie in Dettenheim im Falle der Scheunenkirche St. Gunthildis, so war es vor allem den leidenschaftlichen Anstrengungen des damaligen Seelsorgers Kurat Gregor Schneid zu verdanken, dass der Kirchenbau vonstatten ging. Er war auch der erste Pfarrer, der in dieser Kirche wirkte, und zwar bis 1967. Außerdem schuf er die Ikone der Gottesmutter am Marienaltar. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) brachte auch Veränderungen in der katholischen Liturgie mit sich. So ist die Hedwigskirche eine der ersten katholischen Kirchen überhaupt, die keinen Hochaltar mehr hat, sondern einen Volksaltar.

Als Kirchenpatronin hat man bewusst die Heilige Hedwig, die die Schutzpatronin Schlesiens ist, gewählt, um die Verbindung zur alten Heimat vieler Gläubiger zu betonen. Dies kommt durch das farbenfrohe Glasmosaik von Max Wendl in der Wand hinter dem Volksaltar zum Ausdruck. Es zeigt die Heilige Hedwig und Darstellungen aus ihrem Leben. Sie wurde 1174 auf der Burg Andechs am Ammersee geboren und starb 1243 im Kloster Trebnitz in Niederschlesien. Sie gründete das erste Frauenkloster und das erste Hospital Schlesiens. Sie tat viel für Arme, Kranke, Gefangene und Studenten. Mindestens einmal hat sie einen Krieg verhindert. Die zahlreichen Schicksalsschläge ihres Lebens ertrug sie gläubig und gelassen. Insofern bot sie sich in vielerlei Hinsicht als Kirchenpatronin für die neu nach Markt Berolzheim gekommenen Gläubigen an, die in den ehemaligen deutschen Ostgebieten ihre Heimat verloren hatten. Der damalige Eichstätter Bischof Dr. Josef Schröffer meinte bei der Einweihung, mit dem neuen Gotteshaus möge den Menschen eine religiöse Mitte und Heimstatt der Seele gegeben werden.

Die Glocken der Kirche haben eine ungewöhnliche Geschichte. Sie sind wesentlich älter als das Kirchengebäude und wurden bereits im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert gegossen. Im 2. Weltkrieg mussten die Kirchengemeinden - wie schon im 1. Weltkrieg - ihre Glocken abgeben. Sie sollten als kriegswichtiges Material eingeschmolzen werden und zur Rüstungsproduktion verwendet werden. Einer dieser Sammelplätze war in Hamburg. Aber nicht alle Glocken wurden noch eingeschmolzen. Viele von ihnen konnten jedoch nach dem Krieg nicht mehr eindeutig der ehemaligen Pfarrgemeinde zugeordnet werden oder gehörten zu Kirchen, die jetzt in von Polen oder der (damaligen) Sowjetunion verwalteten Gebieten lagen. Sie hatten also ein ähnliches Schicksal wie viele Mitglieder der Berolzheimer Pfarrgemeinde. Über Umwegen kamen solche Glocken schließlich nach Markt Berolzheim, wo ihnen ein solches Schicksal ein zweites Mal erspart bleiben möge.

  • 1984 wurde die Kirche durch eine Explosion in einer benachbarten Scheune erheblich beschädigt.
  • 2008 wurde ein zum Altar passender Steinamboss angeschafft.
  • 2011 wurde der Kirchturm generalsaniert.

Seit 1976 gehört die St.-Hedwigs-Kirche zur katholischen Pfarrei Treuchtlingen und ist auch die Kirche für die Katholiken in Treuchtlingen-Wettelsheim. Die Pfarrgemeinde umfasst im Jahr 2012 570 Katholiken.

Heute pflegt man in Markt Berolzheim eine lebendige Ökumene. Schließlich seien nach dem Dreißigjährigen Krieg viele evangelische Glaubensflüchtlinge hierher gekommen, die wegen ihres Glaubens das Gebiet des heutigen Oberösterreichs verlassen mussten und als Exulanten hier eine neue Heimat fanden.

Weblinks