Kleine Weißenburger Baustilkunde 8. Teil: Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg 1945 - 1959

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Ziel dieser kleinen Baustilkunde ist es, Gebäude (und nur diese) in Weißenburg aufzuzeigen, die für die jeweilige Stilepoche typisch sind. Dabei sollen jedoch zu jedem Zeitabschnitt nur einige charakteristische Beispiele genannt werden. Es wird kein Wert auf Vollständigkeit gelegt. Vielmehr wird hier ausdrücklich auf die Arbeit von Gotthard Kießling "Denkmäler in Bayern: Stadt Weißenburg i. Bay." hingewiesen, in der sowohl die meisten Gebäude ausführlich beschrieben als auch abgebildet sind. Während die Denkmaltopografie jedoch die Häuser Straße für Straße in alphabetischer Reihenfolge beschreibt, wird hier chronologisch vorgegangen - vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dabei werden bewusst die Gebäude von außen gezeigt - so wie sie dem kunstgeschichtlich Intessierten am leichtesten zugänglich sind. Die dazu gegebene Kennzeichnung der Merkmale der einzelnen Stilepochen soll helfen, die einzelnen Baustile zu erkennen und weitere Beispiele selbst zu entdecken.

Allgemeine Kennzeichen der Zeit

Die Bevölkerung Weißenburgs wuchs von 8.760 Personen im Jahre 1939 auf 13.870 im Jahre 1950 an. Die Steigerung um 57,6% war die größte in seiner Geschichte (Aufnahme der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aus dem deutschen Osten, verbliebene Ausgebombte aus anderen Städten, nicht zurückgekehrte polnische Fremdarbeiter u. a.). Wohnraum war daher äußerst knapp. Viele Familien der Vertriebenen lebten unter extrem beengten Verhältnissen (zwei Zimmer für sieben Personen, vier Kinder in einem Stockbett u.ä.) oder waren noch auf der Wülzburg untergebracht. Daher war die Errichtung von preiswertem Wohnraum vordringlich. In kürzester Zeit entstanden überall am damaligen Stadtrand Mietshäuser (z. B. Bergerstr., Rothenburger Str., Geh.-Dr.-Dörfler-Str., Kaadener Str.) mit bescheidener Ausstattung. Diese Wohnungen wurden erst im Laufe der Jahre nach 1990 modernisiert.

  • Schule am Seeweiher (1955): Ostflügel, einstöckiges Gebäude in Betonskelettbauweise mit großen ungeteilten Fenstern, die viel Licht in die Klassenzimmer lassen. Betonrahmen und gemauerte Teile farblich voneinander abgehoben; ähnlich die Ostseite des Landratsamtsgebäudes (ausgelagerte Dienststellen) in der Niederhofener Straße.
  • Einfamilienhäuser in der Berliner Straße: spitzgiebelige, eingeschossige Wohnhäuser mit ausgebautem Dachgeschoss, ursprünglich Kreuzfenster mit Fensterläden, heute alle modernisiert.
  • Wohnblöcke in der Geheimrat-Dr.-Dörfler-Straße (1951/52): 90 Sozialwohnungen in 6 Blocks, davon 60 Wohnungen für Heimatvertriebene, 12 für Angehörige der Deutschen Bundespost und 18 für Mitglieder der "Wohnungsgenossenschaft Eigenheim": einfache Zweckbauten ohne Komfort, ursprünglich Kreuzfenster und Ofenheizung, keine Balkone; die farbigen Fresken an zwei Westseiten sind typisch in den Motiven (Neuanfang, Baumpflanzung) und dem Kunststil für die frühen 1950er Jahre.
  • Bereits etwas komfortabler, u. a. mit Balkonen, wurden die dreigeschossigen Mietwohnungen in der Kaadener Straße 1955 - 1961 von der Weißenburger "Wohnungsgenossenschaft Eigenheim" errichtet. Aber auch sie wurden modernisiert (1994/95). In dieser Straße wurde auch das erste Hochhaus in Weißenburg 1960/61 gebaut. An eine Garage oder einen Stellplatz für jede Wohnung dachte man damals noch nicht.

Quellen

  • BEIER, Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000
  • HÄFFNER, Hans-Heinrich: Das Weißenburger Bürgerhaus - seine Entwicklung vom Spätmittelalter bis ins 18. Jahrhundert, in: Denkmäler in Bayern, Band V.70/2 Stadt Weißenburg i. Bay., München 2001, ISBN 3-87490-582-9
  • KIESSLING, Gotthard: Denkmäler in Bayern, Band V.70/2 Stadt Weißenburg i. Bay., München 2001, ISBN 3-87490-582-9

Siehe auch