Johann Matthias Heinrich Weiser

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Unterschrift des Dichters Heinrich Weiser

Johann Matthias Heinrich Weiser (* 19.März 1808 in Ansbach, † 8. Mai 1865 in Windsheim) war ein Dichter, der den größten Teil seines Lebens in Weißenburg verbrachte. Zahlreiche seiner Werke wurden in Form von Liedern vertont. Überregionale Verbreitung seiner Gedichte brachte die Zusammenarbeit mit dem Ansbacher Komponisten Johann Ruprecht Dürrner mit sich.


Leben und Werk

Heinrich war das einzige Kind des in Weißenburg tätigen Arztes Matthias Heinrich Weiser und seiner Ehefrau Maria Margarete, geb. Dorner. Kurz nach seiner Geburt in Ansbach, dem Wohnsitz der Großeltern, begab sich seine Mutter mit dem Säugling an den ehelichen Wohnsitz im "Blauen Haus" zurück, wo Weiser Zeit seines Lebens wohnte. Eine Ausbildung in einem "bürgerlichen Beruf" lässt sich nicht nachweisen. Zwischen 1830 und 1848 betätigte er sich als "Filial-Kassier" der "Ansbacher-Ausstattungs-Anstalt", der frühen Form einer Aussteuer Versicherung. 1833 heiratete Weiser in Ansbach die dort ansässige Klavierlehrerin Carolina Friederike Babette, geb. Engel, Tochter des Arztes Georg David Engel aus Lichtenau. Der Ehe entstammte eine Tochter: Carolina Louise Emma Mathilda Eleonore. Die letzten Spuren seines Aufenthalts in Weißenburg stammen aus dem Jahr 1860. Genauere Hinweise ob, bzw. wann Weiser Weißenburg endgültig verlies, oder sich zum Zeitpunkt seines Todes nur zu Besuchszwecken in Windsheim aufhielt, liegen nicht vor. Die Witwe, Carolina Weiser, lebte in den folgenden Jahren in ihrem alten Beruf als Klavierlehrerin in Fürth, dem Wohnort ihrer dort verheirateten Tochter. Sie starb 1896 im Karolinenstift zu Poppenreuth.

Der heute bekannte Werkbestand Heinrich Weisers findet sich im Wesentlichen in zwei handgeschriebenen Gedichtbänden, die sich in Privatbesitz befinden. Der erste Band mit 25 Gedichten ist auf das Jahr 1837 datiert und trägt den Titel Bluethen poetischer Laune und Muße in vermischtem Inhalte. Gewidmet ist der Band als ein Denkmal der Liebe und Hochachtung Bürgermeister Georg Adam Voltz, der auch als Taufpate der Tochter Weisers fungierte. Der zweite Band ist auf den Frühlingsmonat des Jahres 1842 datiert. Unter dem Titel Gemüths-Klänge eines Dilettanten. Selbst-Auswahl vom Verfasser finden sich auf 209 Seiten genau 100 Gedichte. Widmungsempfänger war hier Dekan Johann Heinrich Wilhelm Witschel, der als Pfarrer und Seelsorger in Kattenhochstatt tätig war. Neben diesen handgeschriebenen Versen erschienen zwischen 1840 und 1860 in loser Folge zahlreiche Gedichte Weisers im Weißenburger Wochenblatt, die meisten davon finden sich auch in den erwähnten Bänden. Die einzigen bisher bekannten Quellen, in denen Weiser´sche Gedichte überregional publiziert wurden sind der "Deutsche Musenalmanach" von 1850 und die Gedichtsammlung "Stille Andachts-Stunden in frommen Liedern unserer Tage", die erstmals 1866 publiziert wurde.

Inhaltlich stellt Weiser einen typischen Protagonisten des bürgerlich-konservativen und politisch verzichtenden Biedermeier dar. Offene politische Aussagen, die zu thematisieren sich die Vertreter des "Vormärz" nicht scheuten, sind in seinen Gedichten an keiner Stelle zu erkennen. Die von ihm verwendeten Sujets entsprechen vielmehr den zeittypischen Themen wie Liebe und Gefühlsbeschreibungen, Naturbeobachtungen und weinselige Geselligkeit, der Weiser offenbar besonderen Wert zumaß.


Vertonte Gedichte

Überregionale Bedeutung findet Weisers Werk in erster Linie durch die Verwendung seiner Gedichte als Textvorlage zahlreicher Komponisten. Aus Fußnoten geht hervor, dass bereits zu Lebzeiten des Dichters zahlreiche Vertonungen vorlagen. Unter anderem griffen der Nürnberger Musikdirektor Ernst Blumröder (*1776, † 1858 ) und der Herzoglich Dessausche Hofkapellmeister Johann Christian Friedrich Schneider (* 1786, † 1853) auf Weisers Verse zurück.

Die fruchtbarste Zusammenarbeit bestand mit dem Ansbacher Komponisten Johann Ruprecht Dürrner (*1810, †1859) [1]. Aus der auf der Basis einer persönlichen Freundschaft geführten Zusammenarbeit resultierten 42 Lieder und Chorwerke, von denen heute noch 14 in Druckversion vorliegen. Ein weiteres Lied hat sich als Handschrift erhalten, der Rest gilt als verschollen. Ausdruck der ganz besonderen Wertschätzung des Komponisten für Weiser zeigt die Widmung der "Fünf Lieder für Bariton mit Begleitung des Pianoforte" Op. 9, erschienen 1844 in Leipzig. Der entsprechende Titelzusatz lautet: "...componiert und seinem Freunde Heinr. Weiser zugeeignet von J. Dürrner."

Neben den direkt aus der Zusammenarbeit mit Dürrner hervorgegangenen Werken, hatte Weiser zumindest mittelbar auch Anteil an der Entstehung der Lieder nach Textvorlagen von Wilhelm Doignon [2], der zwischen 1844 und 1860 in Weißenburg lebte. Aus dem 1860 beim Weißenburger Verlag C. Fr. Meyer erschienen Band "Gedichte von Wilhelm Doignon" liegen zwei Vertonungen aus der Feder Dürrners vor. Zudem fungierte Doignon als Übersetzer für die Texte der 1854 erschienenen "Sechs Schottischen Nationalgesänge". Neben den bereits erwähnten Musikern griffen nach aktuellem Kenntnisstand mindesten elf weitere auf Weisersche Gedichte als Vorlage für Lied- und Chorkompositionen zurück. [3]


Verzeichnis der erhaltenen Vertonungen von Johann Ruprecht Dürrner

Werke für Solostimme mit Klavier-Begleitung

  • Sonne und Auge − Opus 3,V (1843)
  • Ich liebe Dich! − Opus 3,VI (1843)
  • frühlingsmorgen − Opus 10,II (1844)
  • Klage und Bitte − Opus 10,IV (1844)
  • In´s Grüne - Opus 11,I (1844)
  • Seliger Traum - Opus 11,IV (1844)
  • Gedicht (Canzone) - Opus 14,V (1845)
  • Toast - o.Opus (1845)
  • Liebeslied - Opus 19,III (1852)
  • Bear me hence (Nehmt mich mit) - Opus 23,III (1854)

Werke für Solostimme, Klavier und Cello, sogenannte „Konzertlieder“

  • Seemann´s Abreise - Opus 8, I (1844)
  • Maedchens Morgenlied - o.Opus (Handschrift dat. 1844)
  • Des Lebens Schoenstes (The triumph of Love) - Opus 16, V (1848)

Vierstimmige Chorsätze

  • Lebensregel - Opus 22, IV (1854)
  • Frühlingslied - Opus 22,I (1854)


Vertonungen des Gedichts "Lebensregel"

Ganz besonderer Beliebtheit bei Komponisten erfreute sich offensichtlich das Gedicht "Lebensregel":

Lebensregel

Willst Du in des Lebens Stürmen
Fest und unerschüttert stehen,
Ob sich Wetterwolken thürmen
Ruhig Deiner Pfade gehen?
So glaube!
Glaub´ an Gottes Vatertriebe,
Seine Weisheit, seine Liebe,
Ja glaube! ...


Die primär wohl eher als allgemeine Leitschnur für ein „anständiges Leben“ im Sinne der ("biedermeierlichen") Zeit ihrer Entstehung gedachten Verse erhielten im Umfeld national tönender Gesänge eine Tendenz, die Heinrich Weiser, der politische Äußerungen in seinen Versen durchwegs vermied, kaum vorgeschwebt haben dürfte. Ein Beispiel für die Verwendung der Lebensregel im Umfeld eines derartigen nationalen Jubelfestes findet sich im Jahr 1881. Die "Lebensregel" wurde damals- 10 Jahre nach dem entscheidenden Sieg im Deutsch-Französischen Krieg nahe der französischen Stadt Sedan- auf der großen "Sedan-Feier" in Leipzig intoniert. Im zugehörigen Programmheft wurden Weisers Verse sogar in voller Länge abgedruckt.

Weitere Vertonungen der Verse finden sich neben Dürrner von folgenen Komponisten

  • Karl Ecker (1813- 1879)
  • Caspar Joseph Brambach (1833-1902)
  • Michael Eduard Surläuly (1844-1902)
  • Vinzenz Lachner (1811-1893)
  • Emil Lier


Nachgewiesene Vertonungen weiterer Komponisten

  • Carl Greger Hans Durstig und: Bier und Wein, 2 Gedichte v. H. Weiser, f. vierstimmigen Männergesang. 1851
  • A. Heynke Hans Durstig: „Was schnürt mir denn die Kehle zu“, für Baßstimme m. Pianoforte. 1879
  • Carl Isenmann (1839-1889) Hans Durstig: „Was schnürt mir denn die Kehle zu“ f. Männerchor. Op. 54. 1883
  • Louis Kreymann (1860-?) Frühlingsmorgen: „Die Berge glänzen, es rauchet das Thal“ f. Männerchor. Op. 31. 1892.
  • Frédéric Louis Ritter (1834-1891) In stiller Nacht. In: Fünf Lieder für eine Stingstimme mit Begleitung des Pianoforte, op. 24.
  • Gustav Jacob Gottfried Krüger (1809-1882) Das innere Bild f. 4-stimmigen Männerchor



Fußnoten

  1. Eichner, Barbara: Johann Ruprecht Dürrner (1810-1859). Studien zu Leben und Werk (Magisterarbeit LMU München 2000), maschr.
  2. Jegel, August : W. Doignon. In: 55. Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken. Ansbach, 1908. S.58ff
  3. Weichmann, Martin: "Wie mach ich´s, dass Dir zu Ohren es kommt". Johann Ruprecht Dürrner, Heinrich Weiser und das fränkische Dichter-Netzwerk. In: Musik in Bayern, Tutzing, 2012. S. 35-72