Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte des Galgenberges: Unterschied zwischen den Versionen

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Am Galgenberg ging es um Kopf und Kragen. Wie der Name vermuten lässt, fanden hier früher öffentliche Hinrichtungen statt. In Weißenburg stand der Galgen auf dem Betriebsgelände der jetzigen Gutmann AG (früher Hermann-Gutmann-Werke), also westlich der Nürnberger Straße. Da jede Stadt im Mittelalter einen Galgen hatte – und oft auch Marktflecken und sogar Dörfer – , ist es nicht verwunderlich, wenn der Name Galgenberg so zahlreich auftaucht. Allerdings handelt es sich häufig um ein Gebiet, das heute längst in die Stadt eingemeindet ist und als Stadtteil dann auch nicht eigens in Ortsverzeichnissen erscheint, wie dies eben auch in Weißenburg der Fall ist.
 
Am Galgenberg ging es um Kopf und Kragen. Wie der Name vermuten lässt, fanden hier früher öffentliche Hinrichtungen statt. In Weißenburg stand der Galgen auf dem Betriebsgelände der jetzigen Gutmann AG (früher Hermann-Gutmann-Werke), also westlich der Nürnberger Straße. Da jede Stadt im Mittelalter einen Galgen hatte – und oft auch Marktflecken und sogar Dörfer – , ist es nicht verwunderlich, wenn der Name Galgenberg so zahlreich auftaucht. Allerdings handelt es sich häufig um ein Gebiet, das heute längst in die Stadt eingemeindet ist und als Stadtteil dann auch nicht eigens in Ortsverzeichnissen erscheint, wie dies eben auch in Weißenburg der Fall ist.
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Der Richter wurde für seine Tätigkeit bezahlt, indem er ein städtisches Feld zu seiner Nutzung erhielt. Und so erklärt sich der Straßen­name ''Am Richterfeld'' im Westen der Stadt, wo das Richterfeld lag.
 
Der Richter wurde für seine Tätigkeit bezahlt, indem er ein städtisches Feld zu seiner Nutzung erhielt. Und so erklärt sich der Straßen­name ''Am Richterfeld'' im Westen der Stadt, wo das Richterfeld lag.
  
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== Quellen ==
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* BEIER, Ulf: Vom Schrecker zum Galwazer, in: Jahresbericht des Werner-von Siemens-Gymnasiums Weißenburg 1996/97, Weißenburg 1997, S. 91 ff
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* BEIER, Ulf: Am Galgenberg ging es um Kopf und Kragen, in: Weißenburger Tagblatt vom 14. August 2014
  
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* [[Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung von 1932 bis 1944]]
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* [[Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung nach 1945]]
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* [[Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Namensvettern zum Galgenberg]]
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* [[Silbermühle in Weißenburg]]
  
BEIER, Ulf: Vom Schrecker zum Galwazer, in: Jahresbericht des Werner-von Siemens-Gymnasiums Weißenburg 1996/97, Weißenburg 1997, S. 91 ff
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BEIER, Ulf: Am Galgenberg ging es um Kopf und Kragen, in: Weißenburger Tagblatt vom 14. August 2014
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[[Kategorie:Galgenbergsiedlung|Galgenbergsiedlung]]
 
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'''Weblinks'''
 
 
 
Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung von 1932 bis 1944
 
 
 
Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Geschichte der Siedlung nach 1945
 
 
 
Galgenbergsiedlung in Weißenburg, Namensvettern zum Galgenberg
 
 
 
Silbermühle in Weißenburg
 
 
 
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Version vom 19. Januar 2015, 00:09 Uhr

Geschichte des Weißenburger Galgenberges

Die Galgenberge auf einer Flurkarte von 1726

Am Galgenberg ging es um Kopf und Kragen. Wie der Name vermuten lässt, fanden hier früher öffentliche Hinrichtungen statt. In Weißenburg stand der Galgen auf dem Betriebsgelände der jetzigen Gutmann AG (früher Hermann-Gutmann-Werke), also westlich der Nürnberger Straße. Da jede Stadt im Mittelalter einen Galgen hatte – und oft auch Marktflecken und sogar Dörfer – , ist es nicht verwunderlich, wenn der Name Galgenberg so zahlreich auftaucht. Allerdings handelt es sich häufig um ein Gebiet, das heute längst in die Stadt eingemeindet ist und als Stadtteil dann auch nicht eigens in Ortsverzeichnissen erscheint, wie dies eben auch in Weißenburg der Fall ist.

Wenn man von Ellingen Richtung Weißenburg kam, sah man schon von Weitem den Galgen der Reichspflege – gelegentlich auch mit einem Hingerichteten, also gut sichtbar oberhalb der Rezatniederung. Dieses makabre Schauspiel war durchaus beabsichtigt und sollte einerseits zur Abschre­ckung dienen, aber natürlich auch zur Darstellung der eigenen Macht. Denn mit 2000 - 3000 Einwohnern im Mittelalter war Weißenburg nur eine recht kleine Reichsstadt.

Die abgehackte Hand am Blauen Haus in Weißenburg

Es gab aber in Weißenburg sogar zwei Galgen, nämlich einen an der Nürnberger Straße und einen weiteren am Weg nach Schmalwiesen: Der Galgen in Richtung Schmalwiesen war der städtische, der auf das Recht von 1451, den Blutbann, zurück­geht, den Kaiser Sigismund verliehen hat. In der Nürnberger Straße stand der Galgen der Reichspflege, die 1534 an die Stadt verliehen wurde. Der Blutbann war das Recht, bei Straftätern über Tod und Leben zu entscheiden, sodass der erste Galgen nötig wurde, und 1534 der zweite, außerdem eine Enthauptungsstätte, die in der Nürnberger Straße in Höhe der Gaststätte „Casino“ lag. Dabei galt es als ehrenhafter, bei einem Todesurteil zum Enthaupten verurteilt worden zu sein als durch den Galgen. Das Ergebnis war allerdings dasselbe.

Der Name Hochgericht, der uns für den Galgenberg seit Mitte des 16. Jahrhunderts schriftlich überliefert ist, bezieht sich zum einen auf die Lage, den hohen Galgen, die Hinrichtungsstätte, deshalb sprach man auch vom Halsgericht. Zum Zweiten aber meint der Name Hochgericht, dass an dieser Stelle die Urteile des hohen Gerichts, das über Leben oder Tod entscheiden konnte, umgesetzt wurden. Der Name Galwazer, auch Kalwazer ist eine mundartliche Verballhornung zu Calvarienberg. [1] Ein Kalvarienberg ist eine Nachbildung einer Kreuzigungsgruppe (Christus und die beiden Schächer) und lud zu Wallfahrten ein als Ersatz einer Reise ins Heilige Land. Tatsächlich wurde dieser Kalvarienberg vom katholischen Ellingen aus besucht und soll erst durch den Bahnbau (in den 1860er Jahren) durchschnitten worden sein. Ob die dort um 1947/48 gefundenen Backsteine zu einem früheren Kirchlein am Fuße dieser Kreuzigungsgruppe gehört haben, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Im Mittelalter waren neben Mord und Totschlag bereits schwere Eigentumsdelikte oder Meineid Gründe, um mit dem Tod am Galgen bestraft zu werden. So bedurfte es schon einer besonderen Portion Galgenhumor, wenn man die Frist bis zum Erhängen – die Galgenfrist – noch genoss, Witze riss und sich die letzte Mahlzeit vor dem Erhängen, die Henkersmahlzeit, schmecken ließ, ehe man als Galgenvogel vor all den Gaffern aufgehängt wurde.

Der Richter wurde für seine Tätigkeit bezahlt, indem er ein städtisches Feld zu seiner Nutzung erhielt. Und so erklärt sich der Straßen­name Am Richterfeld im Westen der Stadt, wo das Richterfeld lag.

Quellen

  • BEIER, Ulf: Vom Schrecker zum Galwazer, in: Jahresbericht des Werner-von Siemens-Gymnasiums Weißenburg 1996/97, Weißenburg 1997, S. 91 ff
  • BEIER, Ulf: Am Galgenberg ging es um Kopf und Kragen, in: Weißenburger Tagblatt vom 14. August 2014

siehe auch

Fußnoten

  1. BEIER, Ulf: Von der Höll-zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 63 und 161