Günter Zwanzig: Unterschied zwischen den Versionen

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== Der Weg nach 1984 ==
 
== Der Weg nach 1984 ==
Aus verschiedenen Gründen wurde Dr. G. Zwanzig von der SPD 1984 nicht mehr als OB-Kandidat nominiert.
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Aus verschiedenen Gründen wurde Günter Zwanzig von der SPD 1984 nicht mehr als OB-Kandidat nominiert.
  
 
So wurde der ab dem 1. Mai 1984 bis zum bis 31. Juli 2000 Geschäftsführer der Evangelischen Erziehungsstiftung Nürnberg sowie Verwaltungsleiter (Kanzler) der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Ab 1985 war er zudem Lehrbeauftragter für Natur- und Umweltschutzrecht an der Fachhochschule Hof.
 
So wurde der ab dem 1. Mai 1984 bis zum bis 31. Juli 2000 Geschäftsführer der Evangelischen Erziehungsstiftung Nürnberg sowie Verwaltungsleiter (Kanzler) der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Ab 1985 war er zudem Lehrbeauftragter für Natur- und Umweltschutzrecht an der Fachhochschule Hof.

Version vom 22. Februar 2021, 19:37 Uhr

Günter Zwanzig am 5. Mai 2012 bei der Festveranstaltung "30 Jahre Kulturzentrum Ostpreußen Ellingen"

Günter W. Zwanzig (geboren am 1. Mai 1932 in Hendon /London) war von 1972 bis 1984 Oberbürgermeister von Weißenburg. Er lebt heute in Erlangen.

Leben

Günter W. Zwanzig ist der Sohn von Dr.-Ing. Walter Zwanzig und Erika Zwanzig, geb. Krebs (Opern- und Konzertsängerin). Von 1937 bis 1938 besuchte er die Vorschulklasse (Preparation Class) “German Convent” (Arme Dienstmägde Jesu Christi), danach aufgewachsen in Potsdam (die Familie der Mutter ist seit vier Generationen in Potsdam beheimatet). Besuch der Volksschule sowie des (humanistischen) Viktoria-Gymnasiums (heute Helmholtz-Gymnasium) bis 1948. Er zeigte dort bereits Interesse am Städtebau.

Nach der Flucht aus Potsdam Besuch des Otto-Pankok-Gymnasiums in Mülheim/Ruhr vom Mai 1948 bis März 1952 (dort Abitur 1952, einschließlich Großem Latinum, Graecum und Hebraicum). Ab 1952 Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen, Freiburg/Br., Bonn und Göttingen. Mitglied im „Schwarzburgbund“; Referendarexamen 1956 in Erlangen; Referendarzeit in Mittelfranken. Ab 1961 war er Mitglied des Arbeitskreises Sozialdemokratischer Akademiker und legte ein Zusatzstudium der Geographie, Geologie und Biologie in Erlangen und Mainz ab

1962 erfolgte die Promotion zum Dr. jur. in Göttingen über das Thema „Die Fortentwicklung des Naturschutzrechtes in Deutschland nach 1945“. Das Zweite Juristisches Staatsexamen legte er 1962 in München ab, danach verstärkt Studium der Naturwissenschaften sowie Tätigkeit als Rechtsanwalt.

1969 erfolgte der Eintritt in die SPD sowie in mehrere Naturschutzverbände.

1976 heiratete er Pfarrerin Karin von Taboritzki, aus der Ehe gingen 1978 der Sohn Christofer und 1979 die Zwillinge Elisabeth und Johanna hervor.

1997 zog er nach Erlangen. Er behielt den guten Kontakt nach Weißenburg.

Wirken

1963/1964 wurde Zwanzig Bezirksplaner bei der Regierung in Stade/Niedersachsen (u. a. gemeinsame Landesplanung Hamburg-Niedersachsen und Bremen-Niedersachsen). Dem schloss sich von 1964 bis 1972 eine Tätigkeit im Kultusministerium Rheinland-Pfalz in Mainz als Referent für Naturschutz, Recht der Denkmalpflege, der allgemeinen Kulturpflege und des Kirchenwesens an.

Dieser Tätigkeit folgte die Mitgliedschaft im „Arbeitskreis Historische Stadtkerne“ der Deutschen UNESCO-Kommission, ad personam auch nach 1972 (gilt als besondere Auszeichnung) sowie Mitglied der „Vereinigung der Stadt-, Regional- und Landesplaner“ (als Jurist eher selten).

1972 gewann Zwanzig als SPD-Kandidat die Wahl zum Oberbürgermeister von Weißenburg, das durch die Gebietsreform 1972 von einer kreisfreien Stadt zur Großen Kreisstadt im geschaffenen Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen wurde. Die Stadt hat weitgehenden Befugnissen als sog. untere Verwaltungsbehörde. Es wurden 15 Ortsteile eingemeindet. Die Einwohnerzahl stieg dadurch von 13.800 (vor dem 1. Juli 1972) auf 17.750 (zum 1. Juli 1978);

1978 erfolgte die Wiederwahl als Oberbürgermeister, Mitglied des Kreistags war er von 1978 bis 1984.

Wirken als Oberbürgermeister

Günther Zwanzig anlässlich seines 60. Geburtstages

* Durchsetzung der Konsequenzen der Gebietsreform (Ämterdislozierung, organisatorische Maßnahmen im Bereich der Verwaltung unter Berücksichtigung der historischen und raumplanerischen Grundlagen, Verhältnis Stadt-Landkreis, neue Ortsteile, Schaffung einer neuen Identität),

  • Verbesserung der finanziellen Situation der Stadt,
  • Aufnahme Weißenburgs in das Städtebauförderungsprogramm 1973 und die damit angestoßene Altstadtsanierung ( StBauFördG 1. August 1971), Ausweisung von Sanierungsgebieten (z. B. Am Hof, Auf der Kapelle), Flächennutzungsplan, Landschaftsplan, Altstadtentwicklungskonzept, ein neues Industriegebiet und Neuansiedlung von Betrieben,
  • Umgehungsstraßenbau (Bürgerbefragung), die Übernahme der städtischen Realschule und des Krankenhauses durch den Landkreis, Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung.
  • In seiner Zeit wurde die Verwaltung (nach dem Harzburger Modell) umorganisiert, eine neue Geschäftsordnung für den Stadtrat erarbeitet sowie neue Ausschüsse eingerichtet. Schriftliche Vorlagen für Ausschüsse und Stadtratssitzungen wurden Pflicht (heute eine Selbstverständlichkeit).
  • neue städtische Veranstaltungen werden eingeführt, z. B. Neujahrsempfang und Arbeitgeber-/Arbeitnehmertreff, Wiederbelebung der historischen Schützenzeche.
  • 1976 wurde die sanierungsbedürftige Karmeliterkirche, die der evang-luth. Kirchengemeinde gehörte, von der Stadt übernommen und durch eine denkmalgerechte Restaurierung in ein Kulturzentrum umgestaltet (Einweihung 1983).
  • Kontaktpflege mit den anderen europäischen Weißenburgs, w. z. B. im Elsass, im Simmental (Schweiz), in Ostpreußen (Polen), Stuhlweißenburg in Ungarn, Castelo Branco in Portugal oder Chichester in England.
  • 1977 wurden im Westen der Stadt die römischen Thermen entdeckt und 1979 daneben der römische Schatzfund. Auch wenn nach Zwanzigs Worten „Weißenburg damit …seine verlorene römische Identität zurück gewann“, so war es v. a. seiner Aufgeschlossenheit, seiner Hartnäckigkeit und seinem Geschick, alle nur möglichen Zuschussgeber mit an Bord zu holen, zu verdanken, dass in seiner zweiten Amtsperiode das architektonisch kühne Dach über der mustergültig restaurierten Thermenanlage entstand und die Überführung des einstigen Heimatmuseums in ein staatliches Zweigmuseum zur dauerhaften Präsentation des Römerschatzes 1983 eingeweiht werden konnte.
  • Durch den langjährigen Stadtarchivar Gustav Mödl wurde auf breiter Grundlage die vertiefte Erforschung der Geschichte der Stadt bewirkt. Neben der Gründung der Ortsgruppe Weißenburg des Frankenbundes (1973) in Fortführung der Tradition des Weißenburger Heimatvereins (1885) wurde das wertvolle Archivgut, vor allem die Ratsbibliothek (Unterbringung im Turm des Ellinger Tores), nach neuesten Erkenntnissen gesichert. Günter Zwanzig war Mitglied im Hauptausschuss der „Arbeitsgemeinschaft Die Alte Stadt“ (jetzt (FORUM STADT) und ab 1976 Vorsitzender des Landesbeirates des „Bayernbundes“, wodurch wichtige Kontakte in die Landeshauptstadt geknüpft werden konnten, was letztlich Weißenburg zugutekam.
  • Hervorgerufen durch die neue flächen- und bevölkerungsmäßige Veränderung Weißenburgs durch die Gebietsreform erfolgte bei der Raumplanung wechselseitige Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher Grundlage zwischen beauftragten Planungsbüros, Universitäten (TU München und Berlin, FAU Erlangen) sowie dem Stadtrat und der Bürgerschaft.
  • 1974 - 1986 Mitglied des Bezirkstags Mittelfranken (Planungsausschuss, Kulturausschuss, Personalausschuss)

Der Weg nach 1984

Aus verschiedenen Gründen wurde Günter Zwanzig von der SPD 1984 nicht mehr als OB-Kandidat nominiert.

So wurde der ab dem 1. Mai 1984 bis zum bis 31. Juli 2000 Geschäftsführer der Evangelischen Erziehungsstiftung Nürnberg sowie Verwaltungsleiter (Kanzler) der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Ab 1985 war er zudem Lehrbeauftragter für Natur- und Umweltschutzrecht an der Fachhochschule Hof.

Nach der endgültigen Pensionierung war er insgesamt 12 Monate in der Stiftung Naturschutzgeschichte in Königswinter tätig.

Weiterhin Engagements in den oben genannten Bereichen sowie der Förderung Südtirols sowie ab 1990 wiederholte Besuche in Potsdam mit Kommunalberatung dort, in Sebnitz /Sachsen und in Hohenstein-Ernsttal.

Zwanzigs Selbstverständnis

„Für mich ist Juristik Gestaltung der Lebensverhältnisse im Rahmen der verfassungsmäßigen freiheitlich- demokratischen Grundordnung sowie der bestehenden Gesetze.“

Ehrungen

1984 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

Begründung: „Dr. Günter W. Zwanzig wirkte von 1972 bis 1984 als Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Weißenburg i. Bay. Während seiner Amtszeit führte er bedeutende Maßnahmen zum Wohle der Bevölkerung durch, w. z. B. die Ausweisung von Industriegebieten, die Altstadtsanierung und den Ausbau des Straßennetzes. Im besonderen Maße widmete er sich auch den kulturellen Aufgaben. Den Schwerpunkt seiner Arbeit bildeten dabei der Umbau der Karmeliterkirche in ein Kulturzentrum, die Restaurierung der Wülzburg sowie die römischen Thermenanlagen. Darüber hinaus förderte er die Errichtung eines Zweigmuseums der Prähistorischen Staatssammlung und die jährlichen Freilichtaufführungen im Bergwaldtheater, die zu einem kulturellen Ereignis in Weißenburg i. Bay. geworden sind. Mit Engagement förderte er eine Reihe von Städtepartnerschaften. Außerdem ist er Verfasser von weit über 100 Veröffentlichungen auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes, der Denkmalpflege und der Stadtgeschichte.

1992 Goldene Bürgermedaille der Stadt Weißenburg

als höchste Auszeichnung der Stadt.

Begründung: „Die auf viele Jahre hinaus angelegten wichtigen Planungsanstöße … und Ideen waren …bestimmt von der Erkenntnis, daß ohne rational und wissenschaftlich abgesicherte Grundlagen … moderne Kommunalpolitik nicht möglich ist. Dabei haben Sie sich …mit den Fragen einer sinnvollen Kommunalverfassung einerseits und dem Föderalismus andererseits befaßt, den der fränkische Preuße oder preußischer Franke Zwanzig so hoch schätzt. … Fragen der Partizipation des Bürgers … waren mit Recht immer ein Teil Ihrer Arbeit. … Offenheit, Geradlinigkeit und Ehrlichkeit …. sind … Teil Ihres politischen Stils. Günter Zwanzig hat … den Mut besessen, eigene Ideen durchzuhalten und sich … treuzubleiben.“ (aus der Laudatio von OB Reinhard Schwirzer 1992)

Dr. Günter Zwanzig hat sich durch sein hervorragendes kommunalpolitisches Wirken auszeichnungswürdige Verdienste erworben.“ (Pressetext des Bayerischen Staatsministeriums des Innern vom 10.12.1984)

Dr. Zwanzig – Architekt der „regio biriciana“ (Werner Falk im Weißenburger Tagblatt 1992)

Publikationen

Zahlreiche Publikationen, Kommentare, Rezensionen und Gutachten über

  • Naturschutzrecht, Naturschutzgeschichte, Umweltschutz, Raumplanung;
  • Stadtgeschichte und Stadtentwicklung (Potsdam; Weißenburg);
  • Studentengeschichte (Schwerpunkt: Korporationen zur Zeit des Nationalsozialismus).

Quellen

  • Artikel im Weißenburger Tagblatt vom 1. Mai 1992, 4. Mai 1992 und 1. Mai 2002, Altmühlbote vom 1. Mai 1992, Sonntagsblatt vom 24. Mai 1992
  • Die Schwarzburg, Heft 3, 2007, S. 8
  • BBN-Mitteilungen 2012, S. 14
  • Geologische Blätter für Nordost-Bayern, Band 34/35, Erlangen 1985, S. 655
  • Christ und Sozialist, Heft 1, 2015, S. 13 f
  • Laudatio von Rainer Messerer anlässlich des 80. Geburtstags von Dr. G. Zwanzig
  • Schriftliche Mitteilungen von Dr. G. Zwanzig an den Verfasser (Ulf Beier) von Januar bis Mai 2016

Weblinks