Friedrich Schäfer

Aus Wugwiki
Zur Navigation springenZur Suche springen
Friedrich Schäfer im 91. Lebensjahr

Friedrich Schäfer (geb. 6. Februar 1923 in Sonneberg, gest. 24. November 2021 in Weißenburg) hat das Weißenburger Kulturleben mehr als 20 Jahre maßgeblich geprägt.

Leben

Friedrich Schäfer wurde am 6. Februar 1923 in Sonneberg in Südthüringen geboren. Nach dem Abitur wurde er im Zweiten Weltkrieg zur deutschen Wehrmacht eingezogen und 1943 verwundet. Nach einem letzten Einsatz an der ungarischen Front kam er am 8. Mai 1945 in amerikanische Gefangenschaft, wurde jedoch bald in seine Heimatstadt entlassen. Aus ideologischen Gründen durfte er in der damaligen DDR nicht studieren, denn nur Arbeiter- und Bauernsöhne wurden zugelassen. Als Industriekaufmann war er in einem VEB (Volkseigenen Betrieb) tätig. Da er kein SED-Mitglied war, gab es für ihn keine beruflichen Perspektiven. Aus diesem Grund ging er 1956 nach dem Westen zu Dynamit Nobel in Troisdorf bei Köln und wurde dort Mitglied der Geschäftsführung. Nachdem das dortige Werk nach Pappenheim verlagert wurde, kam er nach Weißenburg und ging 1986 in den Ruhestand.

Wirken im kulturellen Leben Weißenburgs

1976 suchte das Volksbildungswerk Weißenburg, heute Volkshochschule Weißenburg und Umgebung (VHS), einen neuen Vorsitzenden. Friedrich Schäfer wurde damals gewählt und übte das Amt 22 Jahre lang bis 1998 aus. Bei Amtsübernahme durch Friedrich Schäfer bestand das Programm der VHS aus 16 Veranstaltungen, 1998 waren es mehr als 100. Die Zahl der Kurse in einem Semester stieg von 8 auf 90, wobei die Sprach- und EDV-Kurse die meisten Teilnehmerzahlen erreichten. Die Mitgliederzahl wuchs unter Schäfers Führung von 200 bei Amtsantritt auf über 1000 im Jahre 1998.[1]

Seine besondere Liebe galt allerdings der Musik. Wie oben schon beschrieben, tat er alles, um in Weißenburg klassische Musik präsentieren zu können. Er war eine starke Persönlichkeit und focht manchen Strauß mit den zuständigen Behörden und den höchsten politischen Repräsentanten aus. Vor allem lag ihm am Herzen, die Selbständigkeit des Vereins zu wahren, damit dieser frei in der Gestaltung seines Programms wirken konnte. Das Nebeneinander von Kursprogramm und Kulturveranstaltungen war und ist nur darauf zurückzuführen. Wegen seiner guten Beziehungen und seines diplomatischen Verhandlungsgeschicks gelang es ihm, um nur ein Beispiel zu nennen, den weltbekannten Trompeter Güttler mehrmals für ein Konzert in der Kleinstadt Weißenburg zu gewinnen.[2] Schäfer konnte sich auf ein eingespieltes Team verlassen. So sind seine Frau Hannelore als Schriftführerin, die verstorbene Margareta Raab, zuständig für Sprachkurse und Reisen, Peter Bog als Kassier und Horst Spitschka durch die Einführung eines umfangreichen EDV-Kursprogrammes ihm viele Jahre hilfreich zur Seite gestanden.

Friedrich Schäfer übertrug seine Managerqualitäten auch auf seine Tätigkeit beim Volksbildungswerk. Er achtete auf die Liquidität des Vereins, hatte aber auch den voraussehenden Weitblick für Entwicklungen, die auf eine Bildungseinrichtung wie die Volkshochschule zukommen würden. Als Beispiel sei sein Interesse für die elektronische Datenverarbeitung und die Erweiterung der Sprach- und Gesundheitskurse auf eine möglichst breite Ebene genannt.

Besonderes

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die VHS Weißenburg eine der wenigen Einrichtungen in Bayern ist, die nicht von einer Gemeinde, sondern in Form eines eigenständigen Vereins geführt wird. Was die VHS Weißenburg auch von anderen Volkshochschulen unterscheidet, ist ein ausgezeichnetes Kulturprogramm mit Fachvorträgen, Dichterlesungen sowie Konzerten mit den Münchner und Nürnberger Symphonikern, dem Startrompeter Güttler aus Dresden, den Wiener Sängerknaben, dem Thomanerchor und - nicht zu vergessen - dem Weißenburger Kammerorchester. Viele andere Ensembles und Künstler bereicherten im Auftrag des Volksbildungswerks die Musikszene in Weißenburg. Daneben wurden Diashows und sogar erstklassiges Kabarett angeboten.

Fußnoten

  1. Nachruf von Robert Maurer im Weißenburger Tagblatt vom 20. Dezember 2021
  2. Text von Dr. Horst Spitschka, Ellingen, mit Ergänzungen und Genehmigung zur Veröffentlichung durch Friedrich Schäfer im August 2014