Familiennamen im Raum Weißenburg - Kapitel 5: Übernamen/ Spitznamen

Aus Wugwiki
Zur Navigation springenZur Suche springen

Kapitel 5: Übernamen

Es begegnen uns immer wieder ausgefallene, ja oft lustige Namen. Menschen erhielten eben nicht nur einen Beinamen aufgrund ihres Berufes oder ihrer Herkunft (siehe die Artikel 1 - 4), sondern auch nach ihren Eigenschaften. Diese Namen, die oft auch Spitznamen sind, nennt man Übernamen.

Weiß, Schwarz und Roth beziehen sich meist auf die Haarfarbe, die den Namensträger von anderen unterschied. Braune Haare haben aber zu viele. Der Name Braun leitet sich eher vom Rufnamen Bruno ab, ebenso wie Bräunlein, nur in seltenen Fällen von der dunklen Hautfarbe. Krauß, Kress und Kreißl kennzeichneten den Kraushaarigen, Strob(e)l den Struppigen. Andere körperliche Auffälligkeiten finden sich in den Namen Buckel, Stummer, Übelhör oder Lahm. Link und Denk benennen den Linkshänder, Biersack den Menschen mit einem Bierbauch. Der Name Bengel wurde schon früher so gebraucht wie heute. Morgenroth konnte der Frühaufsteher heißen oder der im Osten Wohnende. Mitten(ent)zwei ist vermutlich der Übername für einen Holzspalter. Mit Wurm ist wohl am ehesten der Lindwurm im Wappen eines Edlen gemeint. Ein Gut(h)mann ist ein unbescholtener Ehrenmann.

Der Name Schweinesbein bezieht sich nicht auf das Lieblingsessen des ersten Namensträgers, sondern auf den Ortsnamen Schweinspoint bei Donauwörth. Der Name bedeutet so viel wie eingezäuntes Grundstück, auf dem der Grundherr Schweine hielt. Haberkern heißt der enthülste Haferbrei und war die Speise der Armen. Als Pfefferlein bezeichnete man einen Gewürzhändler. Durst hieß der Durstige. Dem konnte der Würth (= Gastwirt) helfen. Wein nannte man sowohl den Weinhändler als auch jemanden, der gerne Wein trank. Selten liegt der Vorname Weinhold o.ä. zu Grunde. Siebenkäs war nicht jemand, der einen Dreikäsehoch übertraf, sondern der sieben Käse im Jahr als Steuer abliefern musste, entsprechend die Namen Obst, Huhn oder nach der Jahreszeit, wann diese Abgaben oder Dienste fällig waren: Sommer, Herbst, Winter, Fastnacht, bzw. dem Wochentag: Sonntag, Freytag. Das konnte allerdings auch der Tag sein, an dem jemand beim Grundherrn Frondienst zu leisten hatte. Zwanzig(er) ist das Mitglied einer zwanzigköpfigen Gemeinschaft.

Eigenschaften des ersten Namensträgers benennen Sauber, Schmutzer, Sauer und Süß (für den Unfreundlichen und den Angenehmen), ebenso meint Grimm(e ursprünglich den grimmigen Menschen, Promm den brummenden. Mühling (Miehling) war ein mit Beschwernissen Belasteter. Minderlein war ein Mann von geringem Stande. Stolz bedeutet herrlich, prächtig, stattlich, aber auch übermütig. Rabus ist die latinisierte Form von Rabe (Raab) für einen Mann mit schwarzen Haaren oder jemanden, an dessen Haus in der Stadt als Erkennungszeichen ein Rabe gemalt war, denn die Leute im Mittelalter konnten ja meist noch nicht lesen. Held hatte auch früher die gleiche Bedeutung wie heute. Teufel nannte man einen vor nichts zurückschreckenden Mann, also einen Teufelskerl. Oder er spielte die Teufels-Rolle in einem Theaterstück. Knaupp bezeichnete einen groben und Knoll einen plumpen Menschen, Geier, Geyer einen habgierigen. Der Na(a)ß hatte eine auffallende Nase. Wer einen schwingenden, schwankenden Gang hatte, den nannte man Schwenk oder Schwimmer. Da kommt man als Rösch schon besser weg, denn damit kennzeichnete man einen schnellen oder tapferen Mann. Und noch besser der Gempel, denn gampen bedeutet hüpfen, springen, tanzen. Und auch Lotter meint u. a. den Gaukler und Possenreißer.

Thumshirn, Kleingeist und Breitschädel, alles keine schmeichelhaften Namen, aber nachdem diese oft schon 500 bis 700 Jahre alt sind, kann man gelassen sein, es sei denn, dass ausgerechnet ein katholischer Kaplan Siebenweiber heißt.

Literatur zu den Familiennamen

  • Bach, Adolf: Deutsche Namenkunde 1, Die deutschen Personennamen, 3. Auflage, Universitätsverlag Winter Heidelberg, 1978, ISBN: 978-3-8253-0232-0
  • Bahlow, Hans: Deutsches Namenlexikon, suhrkamp taschenbuch, Frankfurt am Main, 1972
  • Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen, Limburg a. d. Lahn, 1960
  • Gottschald, Max: Deutsche Namenkunde. Unsere Familiennamen, 5. Auflage, Walter de Gruyter-Verlag, Berlin und New York, 1982
  • Kohlheim, Rosa und Volker : Duden - Familiennamen, Herkunft und Bedeutung, Dudenverlag Mannheim u. a. O., 2000, ISBN: 3411708514 / 3-411-70851-4
  • Naumann, Horst: Das große Buch der Familiennamen, Wiesbaden o. J.
  • Rymut, Kazimierz und Hoffmann, Johannes: Lexikon der Familiennamen polnischer Herkunft im Ruhrgebiet, Krakau 2010