Familiennamen im Raum Weißenburg - Kapitel 1: Berufsnamen, Teil 1

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Einleitung

Ursprünglich hatte jeder Mensch nur einen Rufnamen. Als es in den Städten zu viele Personen mit dem gleichen Namen gab, entstanden ab dem 12. Jh. die Familiennamen. Heute haben die 100 Mill. deutschen Muttersprachler rund 80.000 verschiedene Familiennamen (ohne Schreibvarianten und fremdsprachige Namen). Um die vielen Hinz und Kunz voneinander zu unterscheiden, gab man ihnen Beinamen, z. B. nach dem Beruf.

Kapitel 1: Berufsnamen, Teil 1

Der häufigste deutsche Familienname ist Müller. So wurde es nötig, selbst diese Namensträger noch einmal genauer zu bestimmen, z. B. nach der Lage ihrer Mühle: Waldmüller, Obermüller im oberen Dorf, oder welches Mehl er in erster Linie gemahlen hat: Schwarz- und Weißmüller. Der Seegmüller betrieb eine Sägemühle. Der Lachmüller hat vielleicht auch gerne gelacht, aber sein Name verweist auf die Lache (= Tümpel oder Grenzzeichen).

Und auch der Name Beck, Böck, Bäcker gehört in die Spitzengruppe, wobei die Namensform Beck vor allem im Süden des deutschen Sprachraumes zu finden ist. Hier gilt ebenso: Der Schwarzenbeck hat vor allem dunkles Roggenbrot gebacken. Der Beckenbauer war Landwirt, der auch als Bäcker tätig war. Pfister ist von pistor, der lateinischen Bezeichnung für Bäcker, abgeleitet. Die Heubecks kommen jedoch ursprünglich vom Habeckshof in Oberösterreich.

Platz 2 unter den Familiennamen nehmen die Schmidts ein (auch Schmidl, Schmitz u. ä.). Schmidtlein ist der Sohn des Schmidt. Mit Kleinschmidt ist der Schlosser gemeint. Die Spezialisierung im Mittelalter zeigt sich an Namen wie Federschmidt für den Hersteller von Stahlfedern für die Kutschen, den Löffler, Gabler und Messerer sowie den indirekten Berufsnamen wie Beil, Nagel, Hufnagel, Eisen, Kupfer oder Hammer nach den Erzeugnissen, Materialien bzw. Werkzeugen des Schmiedes. Binkert zeigt den Beruf lautmalerisch. Durch den Namen Schmidtkunz unterscheidet man mehrere mit dem Namen Kunz durch den Beruf voneinander.

Nach Müller und Schmidt ist Meyer (in sämtlichen Schreibvarianten) der dritthäufigste deutsche Familienname. Ein Meier (Mayer) war ein Oberbauer, der im Auftrag eines Grundherrn die Aufsicht über die Bewirtschaftung der Hofgüter führte und die niedere Gerichtsbarkeit ausübte (z. B. bei Streitfällen). Um die vielen Meier auch wieder auseinander zu halten, unterschied man z. B. nach der Hauptanbaufrucht oder der Zehentabgabe den Dinkelmeyer vom Linsenmeier, nach der Lage des Hofes den Kir(ch)meier vom Obermeier, der im oberen Dorf wohnte, der auch Höglmeier heißen konnte, weil er hoch oben wohnte, im Gegensatz zum Zagelmeyer, der seinen Hof auf einem spitz zulaufenden Grundstück hatte (Zagel = Schwanz). Der Schmidtmeyer war auch Schmied. Ein Nestmeyer stellte Lederbänder aller Art her, der Geißelmeier Peitschen. Der Halbmeyer bewirtschaftete nur einen halben Meierhof. Der Lehmeier hatte das Meiergut nur als Lehen, also geliehen. Der Lechner, Lehner oder Lehmann hatte nur ein geliehenes Bauerngut. Wittmann, Wiedemann und Wimmer waren Bauern, die ein Widum, das ist ein Kirchengut, bewirtschafteten. Ein Huber, Hübner war der Besitzer einer Hube/Hufe (= 7-15 ha). Der Kastenhuber wie der Kammerbauer bewirtschaftete das Feld eines Landesherrn, an dessen Kammer bzw. Getreidekasten (= Scheune) er einen Teil seiner Einkünfte abzuliefern hatte. Und Hochnäsige gab’s schon immer, die geringschätzig auf den kleinen Bauern blickten, ihn Bäuerlein nannten,und daraus wurde Beierlein, gelegentlich auch Bayerle. Ebenso meint Bürlein den kleinen Bauern.

Der Schulz(e), Scholz(e) oder Schultheiß war der Dorfrichter, der auch für das Einfordern der Abgaben an den Grundherrn zuständig war. In vielen Gegenden (Schlesien, Böhmen, Mähren, Sachsen) hieß er auch Richter, weshalb der Name so häufig ist.

Der Name Hofmann kann zweierlei bedeuten: 1. Bauer, der einem Herrenhof dienstpflichtig ist, 2. Gutsverwalter und damit dem Meier entsprechend, v. a. in Schlesien (dort meist Hoffmann geschrieben).

Siehe auch

Familiennamen im Raum Weißenburg - Alphabetisches Verzeichnis

Literatur zu den Familiennamen

  • Bach, Adolf: Deutsche Namenkunde 1, Die deutschen Personennamen, 3. Auflage, Universitätsverlag Winter Heidelberg, 1978, ISBN: 978-3-8253-0232-0
  • Bahlow, Hans: Deutsches Namenlexikon, suhrkamp taschenbuch, Frankfurt am Main, 1972
  • Brechenmacher, Josef Karlmann: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen, Limburg a. d. Lahn, 1960
  • Gottschald, Max: Deutsche Namenkunde. Unsere Familiennamen, 5. Auflage, Walter de Gruyter-Verlag, Berlin und New York, 1982
  • Kohlheim, Rosa und Volker : Duden - Familiennamen, Herkunft und Bedeutung, Dudenverlag Mannheim u. a. O., 2000, ISBN: 3411708514 / 3-411-70851-4
  • Naumann, Horst: Das große Buch der Familiennamen, Wiesbaden o. J.
  • Rymut, Kazimierz und Hoffmann, Johannes: Lexikon der Familiennamen polnischer Herkunft im Ruhrgebiet, Krakau 2010