Europäische Hauptwasserscheide - Verlauf im Landkreis WUG, Westabschnitt

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Der auf der Wasserscheide liegende Weiler Grönhart

Durch den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen verläuft die Europäische Hauptwasserscheide zwischen dem Einzugsgbiet vom Rhein einerseits und der Donau andererseits.

Beschreibung des Westabschnittes

Westlich und nördlich des Karlsgrabens überrascht der Verlauf der Wasserscheide durch zahlreiche Windungen, wobei am Rande vermerkt sei, dass am Bubenheimer Berg wieder Bunte Breccie des Meteoriteneinschlags in das Ries zu finden ist.

Als Beispiel, wie kompliziert die hydrologischen Verhältnisse entlang der Wasserscheide sein können, sei auf das Beispiel von Grönhart hingewiesen. Der Weiler liegt auf einem kleinen Hügel und entwässert tatsächlich in drei verschiedene Richtungen. Die blau markierten Gebäude auf der Skizze entwässern über den Loh- graben zur Altmühl. Die rot eingezeichneten Gebäude schicken ihr Wasser zur Schwäbischen Rezat. Das ist umso erstaunlicher, weil die Rezat im Osten des Ortes liegt und nach Norden fließt, aber ausgerechnet die im Süden liegenden Gebäude zur Rezat entwässern. Damit jedoch nicht genug: Die beiden roten mit einem Kreuz bezeichneten Gebäude im Osten entwässern direkt zur Schwäbischen Rezat, während von den anderen das Wasser über den Triebgraben zu ihr abfließt.

Die Europäische Hauptwasserscheide zwischen Karlsgraben und Kalbensteinberg

Unauffällig ist dann der weitere Verlauf über den Emetzheimer Berg, der in Landkarten als Hunger- oder Hainberg erscheint, und weiter über den Trommetsheimer, Flüglinger und Pfaffenberg. Dabei fällt auf, dass Kattenhochstatt genau auf der Wasserscheide liegt, was in trockenen Sommern in früheren Jahrzehnten immer wieder zu Wasserknappheit führte. Andererseits schaffte es das im Westen des Dorfes entspringende Unterwiesengraben oder Wöhrbach genannte kleine Fließ- gewässer, dass es gelegentlich gewaltige Überschwemmungen in der angrenzenden Flur und im benachbarten Holzingen hervorrief.

Die Flüglinger Burg steht genau auf der Wasserscheide. Der 541 m hohe Flüglinger oder Weimersheimer Berg trägt die Reste einer 1029 erstmals genannten Burg, die aber nachgewiesenermaßen bereits mittel- und jungsteinzeitliche Siedlungsreste aufweist sowie eine Abschnittsbefestigung mit Wall und Graben aus dem 7. bis 10. Jahrhundert[1]. Die unmittelbar westlich daneben verlaufende Schlucht Kühtrieb zeigt einen 5 - 6 m hohen Aufschluss des Dogger-Beta-Eisensandsteins, wie wir ihm bei Bergen im ersten Teil dieser dreiteiligen Betrachtung bereits begegnet sind. Dieser Bodenschatz wurde bis in die frühe Neuzeit zur Eisengewinnung abgebaut.

Der Pfaffenberg schließlich ist von besonderer Bedeutung, weil hier 1961 zum ersten Male Wasser aus dem wasserarmen Rezateinzugsbereich in das Altmühlgebiet umgeleitet wurde. Zwischen Dorsbrunn und Walkerszell wurde ein 80 m tiefer Brunnen gebohrt, dessen Wasser im Hochbehälter am Pfaffenberg gesammelt wird, um von dort neben Gemeinden im rhenanischen Bereich (nämlich Dorsbrunn, Massenbach, Ramsberg, St. Veit und Thannhausen) auch Stopfenheim mit Trink- und Löschwasser zu versorgen[2]. Die heute rund 800 Einwohner zählende Gemeinde liegt am Störzelbach, der mit dem Schlossgartenwasser an der Westflanke des Pfaffenberges entspringt und in die Altmühl mündet.

Altmühlüberleiter während des Baus

Genau umgedreht, nämlich die Überleitung von Wasser aus dem oberen Altmühltal in das wasserarme Rednitzgebiet ist der dritte Schwerpunkt auf der Exkursion entlang der Europäischen Hauptwasserscheide im südlichen Mittelfranken. Der Industrieraum Nürnberg-Fürth-Erlangen leidet unter Wassermangel, die Altmühl andererseits hatte jährlich wiederkehrende Hochwasser, was in den 1960er Jahren den Plan einer erneuten Flussanzapfung gedeihen ließ. Der Mensch ahmte nach, was die Natur ihm mit der Flussumkehr von Rezat-Rednitz-Regnitz vorgemacht hatte (vgl. Europäische Hauptwasserscheide - Verlauf im Landkreis WUG, Südabschnitt. In großem Stil wurde das Brombachseeprojekt geschaffen, aus dem sich das derzeitige Fränkische Seenland entwickelt hat, durch das gleichzeitig im südlichen Mittelfranken wichtige landschaftliche und strukturelle Akzente gesetzt wurden. Wie im Artikel über den Südabschnitt der Wasserscheide erwähnt, hat die Ur-Altmühl vermutlich vor zwei Millionen Jahren das Brombachtal auf ihrem Weg nach Südosten benützt. Heute fließt wieder Altmühlwasser in dieser Rinne, wenn auch die heutige Wasserscheide durch einen Stollen untertunnelt wurde, der etwa drei Kilometer südlich des oberen Brombachtales liegt.

Altmühlüberleiter bereits 1981

Im Jahre 1970 beschloss der Bayerische Landtag den Bau, da Nordbayern nur etwa ein Drittel der Wassermenge pro Einwohner zur Verfügung hat wie Südbayern. Die Überleitung erfolgt zum einen durch den Main-Donau-Kanal, der 1992 fertiggestellt wurde, mit bis zu 125 Millionen m3 im Jahr und durch das Brombachseeprojekt mit 25 Millionen m3 im Jahr. Beide Systeme sind jedoch voneinander unabhängig. Das Altmühlhochwasser wird bereits bei Ornbau[3] in den Altmühlsee bei Gunzen- hausen geleitet, der als Ausgleichsbecken fungiert. Dieses verbindet der Altmühlüberleiter mit dem 8,9 km entfernten Kleinen Brombachsee. Der Wasserspiegel- unterschied zwischen den beiden Speicherseen beträgt 4,5 m. Die Hauptwasserscheide wird durch einen 2,7 km langen Stollen unterfahren, durch den bis zu 70 m3/sec abgeleitet werden können. Beiderseits des Stollens schließen sich offene Gewässerstrecken an, und zwar auf der Altmühlseite von etwa 4 km und der Brombachseite von rund 2 km[4]. Die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen sind praktisch abgeschlossen. Einrichtungen zur Wasserversorgung und Abwasserbesei- tigung, für den Fremdenverkehr und Erholungssektor waren aber ebenso erforderlich wie eine moderne Verkehrserschließung. Nachhaltige Veränderungen nicht nur in der Natur, sondern auch in der Erwerbs- und Sozialstruktur waren die Folge, sind noch im Gange und bedürfen begleitender Schutzmaßnahmen. Das Talsperren-Neubauamt informierte ausführlich durch populärwissenschaftliche Veröffentlichungen[5], weshalb hier nur die Hydrogeologie erwähnt wird. Immerhin entstand durch diese größte wasserwirtschaftliche Maßnahme Bayerns eine Wasserfläche des Großen Brombachsees von 9,3 km2, die die des Tegernsees (9 km2) übertrifft.

Gräfensteinberg, Ziehbrunnen

War der Pfaffenberg geologisch noch vom Unteren Jura mit seinen reichen Fossilienfunden gekennzeichnet, so stoßen wir kurz darauf ins Gebiet des Keupersandes. Der hier anzutreffende Burgsandstein ist sehr wasserdurchlässig, weshalb ausgedehnte Kiefernwälder auf mageren Böden das Landschaftsbild bestimmen. Das Waldgebiet, das der Altmühlüberleiter unterquert, heißt bezeichnenderweise Heide. Im weiteren Verlauf der Hauptwasserscheide bewegen wir uns außer um Gräfensteinberg, das am Südhang des hier beginnenden Brombachtales liegt und von Obstbäumen eingerahmt wird, vorwiegend im Wald. Das erschwert dem Betrachter das Erkennen von Einzelheiten wie größeren Zusammenhängen im Gegensatz zum freien Blick auf der Albhochfläche oder zwischen dem Nagelberg und Pfaffenberg. Die Wasserscheide verläuft allerdings hier unspektakulär, weshalb auf eine genauere Beschreibung verzichtet werden kann.

Man verlässt die naturwissenschaftliche Arbeit und kommt in den Bereich der Esoterik einerseits bzw. der Kultusforschung andererseits, wenn man fragt, warum so viele Orte genau auf der Hauptwasserscheide liegen. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sind dies Geyern, Oberhochstatt, Haardt, Hagenau, Grönhart, Kattenhochstatt, das Schwedenkreuz genannte Sühnekreuz nördlich davon, die Flüglinger Burg und Gräfensteinberg. Sicher spielen in den meisten Fällen die Bodengüte (z. B. Haardt, Hagenau, Kattenhochstatt) und die strategische Lage (z. B. Geyern, Oberhochstatt, Flüglinger Burg, ein Stück des Limes bei Pfofeld oder Gräfensteinberg) die entscheidende Rolle. Sollten weitere Gründe in Frage kommen, wäre dies für einen Kultusforscher eine reizvolle Aufgabe.[6]

siehe hierzu auch

Fußnoten

  1. BEIER Ulf: Weißenburger Flurnamenbuch, Weißenburg 1995, S. 327
  2. WAGNER, Friedrich in: Stopfenheimer Heimatbuch, Weißenburg, 1995, S. 285
  3. Das Denkmal des Heiligen Jakobs, des Pfarrpatrons von Ornbau, der als überlebensgroße Bronzefigur von einem Stein auf den anderen springt, symbolisiert die Überwindung der Wasserscheide am Wehr des Altmühlzuleiters als Ausgangspunkt für das Überleitungssystem von Altmühlwasser ins Rezatgebiet.
  4. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern: Wasserwirtschaft, Heft 9: Überleitung von Altmühl- und Donauwasser in das Regnitz-Main-Gebiet, München 1981, S. 14
  5. Informationsmaterial kann bezogen werden von der Besucher-Informationsstelle Mandlesmühle 1, 91785 Pleinfeld, die besucht werden kann
  6. Geologische Karten von Bayern 1: 25 000, Blatt 6830 Gunzenhausen, 6831 Spalt, 6931 Weißenburg, 6932 Nennslingen, 7031 Treuchtlingen, 7032 Bieswang; ersch. München 1976 – 2011