Benutzer:Ubeier: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Häffner oder '''Häfer''' war ein '''Töpfer''', der Hafen, Haferl aller Art aus Ton formte und deswegen auch Topf heißen konnte. Stellte jemand Gefäße aus Holz her, war er ein '''Drechsler'''. Und so wurde er auch nach seinen Erzeugnissen Näpflein oder '''Näpfel''' genannt, entsprechend der Kamm. '''Hemmeter''' ist ein altes Getreidemaß. '''Leykauf''' war der Gelöbnistrunk bei einem Vertragsabschluss, aber auch das Handgeld, das ein Knecht bekam, um an Lichtmess (2. Feb.) eine Stelle anzutreten. '''Halmheu''' bedeutet Flurhüter (''heu'' leitet sich von ''hegen'' ab).
 
Der Häffner oder '''Häfer''' war ein '''Töpfer''', der Hafen, Haferl aller Art aus Ton formte und deswegen auch Topf heißen konnte. Stellte jemand Gefäße aus Holz her, war er ein '''Drechsler'''. Und so wurde er auch nach seinen Erzeugnissen Näpflein oder '''Näpfel''' genannt, entsprechend der Kamm. '''Hemmeter''' ist ein altes Getreidemaß. '''Leykauf''' war der Gelöbnistrunk bei einem Vertragsabschluss, aber auch das Handgeld, das ein Knecht bekam, um an Lichtmess (2. Feb.) eine Stelle anzutreten. '''Halmheu''' bedeutet Flurhüter (''heu'' leitet sich von ''hegen'' ab).
  
Der Küchler ist ein Kuchenbäcker. Einen reitenden Boten nannte man Renner. Im Nürnberger Raum war ein Scharrer ein Pechsammler. Der Wägemann war für die (städtische) Waage verantwortlich. Der Felleiter könnte der Anführer der Fellhändler gewesen sein, wenn kein es kein Wohnstättenname ist. Der Haub(n)er fertigte Hauben an, und Schiele ist von Schühle abgeleitet und meint den Schuhmacher. Ein Kohler oder Koller war ein Köhler, der Holz zu Kohle verschwelen ließ, ähnlich dem Brenner, der aber auch ein Pechbrenner oder Metallschmelzer sein konnte. Der Wachter war meist der Turm-, manchmal auch der Flurwächter. Als Stöhr bezeichnete man einen Handwerker, der in fremden Häusern arbeitete. Und schließen wollen wir unseren heutigen Ausflug in die mittelalterliche Berufswelt mit dem Schwegler. Er war ein Spielmann mit der  Schwegelpfeife, einer Rohrpfeife. Solange er uns aber nicht den Marsch bläst oder auf dem letzten Loch bläst, wollen wir zufrieden sein.
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Der '''Küchler''' ist ein Kuchenbäcker. Einen reitenden Boten nannte man Renner. Im Nürnberger Raum war ein '''Scharrer''' ein Pechsammler. Der '''Wägemann''' war für die (städtische) Waage verantwortlich. Der '''Felleiter''' könnte der Anführer der Fellhändler gewesen sein, wenn kein es kein Wohnstättenname ist. Der '''Haub(n)er''' fertigte Hauben an, und Schiele ist von Schühle abgeleitet und meint den Schuhmacher. Ein Kohler oder '''Koller''' war ein Köhler, der Holz zu Kohle verschwelen ließ, ähnlich dem '''Brenner''', der aber auch ein Pechbrenner oder Metallschmelzer sein konnte. Der '''Wachter''' war meist der Turm-, manchmal auch der Flurwächter. Als '''Stöhr''' bezeichnete man einen Handwerker, der in fremden Häusern arbeitete. Und schließen wollen wir unseren heutigen Ausflug in die mittelalterliche Berufswelt mit dem '''Schwegler'''. Er war ein Spielmann mit der  Schwegelpfeife, einer Rohrpfeife. Solange er uns aber nicht den Marsch bläst oder auf dem letzten Loch bläst, wollen wir zufrieden sein.

Version vom 22. Januar 2017, 17:54 Uhr

über mich

Jahrgang 1941, in Weißenburg seit 1971; verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel

im Ruhestand, vorher Studienrat an der Realschule Weißenburg


bereits bearbeitete Themen

2011: Altmühl, Brombachsee, Igelsbachsee, Hahnenkammsee, Schwäbische Rezat, J.Lidl, Fr. Liebl, 2012: Dr. Otto "Leo", FLeppa, E.Model, Ergänzung Dettenheim u. R. Nebel, Friedrich-Ebert-Str., J.Schieder, G.Demel, Anlauter, 5 Artikel v.H. Spitschka, Rennweg, SL WUG, Wohnstättennamen, Wülzbg.-Gedenkst., Heimatbücherverz., Bahnhofstr., Karl IV., Landschaftsbild, 4 Artikel Mundart (Mertens), 2013: 3 Artikel über die Schambach, HNavratil, StHedwigMB, Erzgeb.stub. GUN, OBSchwirzer, Hist. Stammtisch (40), Exulantennamen, WUG-SEB, OStiepak, RainMesserer, Bombard. Wßbg., 5 Zeitzeugenberichte (50), Papp.Ehrenbg., Ergänzg. Wßbg.Bgm., AlBinkert, JohMertens, TreuchtlMöhrenb., EBW, StrN m. Bez. zu Vertreibg., Schulzentrum, Stichvillapark, E.-Schulhoff-Str. (60), Einwohnerzahlen aktualisiert ab 1960, Patensch., 2x RSWUG, AHochmuth, MWenz, Wßbg. FlN 1-4 (70), RJoppien, JZörkler, Gesch. Bez. WUG-Sudeten, 3x Europ. Hauptwasserscheide, 3x Name Wßbg. eur. Vgl., MRaab (80), JMang, FEigler, WBlendinger, Namensvett. Bergen, Ellingen, 2 Nennsl. Kirchen, Treuchtlg.-Mahnm., Wehrkirch., 2014: JosReinfuss (90), Stadtmauer 19.Jh., Stadtm. 1950-2014, HSturm, HMeier, WLangenf., FrSchäfer, Neudf., Stadtweiher, BBuff, Muhr-St. Walbg. (100), Stadelh., -Namensv., Markh., Seeweiherm., Spitalk., Kirchenbaut.(3), Ergänz. AmHof, 2015: Silberm. (110), Galgenb.4x, JNachtmn., Mesnerh., Brbg.Hof, Zehenth., Ludw.hö., H.Kaad. (120), RegKryw., Kath.Bg., SWillib., Kl.Wßbg. Baustilk. (11 Artikel), Fachw.6x (140), Erg. BlHaus, Schöna, AndrOrgel, AMöd (Okt. 2015)(m.eigens im Inhaltsverz. vermerkten Untertiteln b. d. Weihern, Pappenh. Ehrenbürgern usw. 170 (Dez. (2015), NeuesH., Stichv., UrsGräf.Papp., Dr20

Beispiel: Fotoanordnung


Quellen:

BEIER, Ulf: Von der Höll- zur Paradeisgasse, Straßen- und Wohnstättennamen in Weißenburg, 2. Auflage, Weißenburg 2000, S. 33

abcdKonfessionsbild

Auf der Nordseite der Kirche findet sich mit dem Konfessionsbild eine Besonderheit, die an die "Confession Augustana" erinnert. Das Bild zeigt als Mittelstück die liturgischen Handlungen der evangelisch-lutherischen Kirche sowie als linke Seitenbilder die alttestamentarischen Szenen Passahmahl und Auszug aus Ägypten, rechts das Abendmahl mit Jesus und darunter, die Überreichung der Confessio Augustana auf dem Augsburger Reichstag von 1530: Der Kurfürst von Sachsen übergibt zusammen mit den Vertretern von fünf weiteren Reichsfürsten und von sechs Reichsstädten Kaiser Karl V. die Bekenntnisbücher. Unter den Vertretern der Reichsstädte ist auch der von Weißenburg. Neben dem Weißenburger Konfessionsbild gibt es nur noch fünf in evangelischen Kirchen Bayerns. Ein ähnliches Bild befindet sich auch in Augsburg in dem Raum, in dem der Reichstag stattfand. Das Bild in Augsburg ist nicht öffentlich zugänglich.



Dr. Günther Zwanzig anlässlich seines 60. Geburtstages

Was bedeuten unsere Familiennamen?

Jeder von uns kennt Leute, die Familiennamen haben, die seltsam erscheinen, und er wollte schon lange einmal wissen, was Namen wie Loy, Krach, Stöhr, Bierschneider usw. bedeuten. In diesem und den folgenden Artikeln wird Ulf Beier die im Telefonbuch häufig auftretenden Familiennamen im Altlandkreis Weißenburg bearbeiten und erklären.

Berufsnamen, Teil 1

Ursprünglich hatte jeder Mensch nur einen Rufnamen. Als es in den Städten zu viele Personen mit dem gleichen Namen gab, entstanden ab dem 12. Jh. die Familiennamen. Heute haben die 100 Mill. deutschen Muttersprachler rund 80.000 verschiedene Familiennamen. (ohne Schreibvarianten und fremdsprachige Namen). Um die vielen Hinz und Kunz voneinander zu unterscheiden, gab man ihnen Beinamen, z. B. nach dem Beruf.

Der häufigste deutsche Familienname ist Müller. So wurde es nötig, selbst diese Namensträger noch einmal genauer zu bestimmen, z. B. nach der Lage ihrer Mühle: Waldmüller, Obermüller im oberen Dorf, oder welches Mehl er in erster Linie gemahlen hat: Schwarz- und Weißmüller. Der Seegmüller betrieb eine Sägemühle. Der Lachmüller hat vielleicht auch gerne gelacht, aber sein Name verweist auf die Lache (=Tümpel oder Grenzzeichen).

Und auch der Name Beck, Böck, Bäcker gehört in die Spitzengruppe, wobei Beck vor allem im Süden zu finden ist. Hier gilt ebenso: Der Schwarzenbeck hat vor allem dunkles Roggenbrot gebacken. Der Beckenbauer war Landwirt, der auch als Bäcker tätig war. Die Heubecks kommen jedoch ursprünglich vom Habeckshof in Oberösterreich.

Platz 2 unter den Familiennamen nehmen die Schmidts ein (auch Schmidl, Schmitz u. ä.). Schmidtlein ist der Sohn des Schmidt. Mit Kleinschmidt ist der Schlosser gemeint. Die Spezialisierung im Mittelalter zeigt sich an Namen wie Federschmidt für den Hersteller von Stahlfedern für die Kutschen, den Löffler, Gabler und Messerer sowie den indirekten Berufsnamen wie Beil, Nagel, Hufnagel, Eisen, Kupfer oder Hammer nach den Erzeugnissen, Materialien bzw. Werkzeugen des Schmiedes. Binkert zeigt den Beruf lautmalerisch. Durch den Namen Schmidtkunz unterscheidet man mehrere mit dem Namen Kunz durch den Beruf voneinander.

Nach Müller und Schmidt ist Meyer (in sämtlichen Schreibvarianten) der dritthäufigste deutsche Familienname. Ein Meier (Mayer) war ein Oberbauer, der im Auftrag eines Grundherrn die Aufsicht über die Bewirtschaftung der Hofgüter führte und die niedere Gerichtsbarkeit ausübte (z. B. bei Streitfällen). Um die vielen Meier auch wieder auseinander zu halten, unterschied man z. B. nach der Hauptanbaufrucht oder der Zehentabgabe den Dinkelmeyer vom Linsenmeier, nach der Lage des Hofes den Kir(ch)meier vom Obermeier, der im oberen Dorf wohnte, der auch Höglmeier heißen konnte, weil er hoch oben wohnte. Der Schmidtmeyer war auch Schmied. Ein Nestmeyer stellte Lederbänder aller Art her, der Geißelmeier Peitschen. Der Halbmeyer bewirtschaftete nur einen halben Meierhof. Der Lehmeier hatte das Meiergut nur als Lehen, also geliehen. Der Lechner, Lehner oder Lehmann hatte nur ein geliehenes Bauerngut. Wittmann, Wiedemann und Wimmer waren Bauern, die ein Widum, das ist ein Kirchengut, bewirtschafteten. Ein Huber, Hübner war der Besitzer einer Hube/Hufe (= 7-15 ha). Der Kastenhuber wie der Kammerbauer bewirtschaftete das Feld eines Landesherrn, an dessen Kammer bzw. Getreidekasten (= Scheune) er einen Teil seiner Einkünfte abzuliefern hatte. Und Hochnäsige gab’s schon immer, die geringschätzig auf den kleinen Bauern blickten, ihn Bäuerlein nannten,und daraus wurde Beierlein. Auch Bürlein meint den kleinen Bauern.

Der Schulz(e), Scholz(e) oder Schultheiß war der Dorfrichter, der auch für das Einfordern der Abgaben an den Grundherrn zuständig war. In vielen Gegenden (Schlesien, Böhmen, Mähren, Sachsen) hieß er auch Richter, weshalb der Name so häufig ist.

Der Name Hofmann kann zweierlei bedeuten: 1. Bauer, der einem Herrenhof dienstpflichtig ist, 2. Gutsverwalter und damit dem Meier entsprechend, v. a. in Schlesien (dort meist Hoffmann geschrieben).


abd Berufsnamen, Teil 2

Um die vielen Hinz und Kunz in einer mittelalterlichen Stadt voneinander unterscheiden zu können, hat man – wie bereits erwähnt – z. B. den Beruf als Beinamen gewählt. Zu bedenken ist dabei, dass es bis ins frühe 20. Jahrhundert auch viele Stadtbauern gab und damit verbundene Berufe:

Zu diesen gehört der Bierschneider. Wie will ich Bier schneiden? Das war der (Sau-)Bärschneider, der also die Eber kastrierte. Und als der Name nicht mehr verstanden wurde, machte man aus Bär Bier. Gerstner ist der Gerste Anbauende oder damit Handelnde, entsprechend der Hopf mit Hopfen. Der Drescher hat seinen Broterwerb mit dem Dreschflegel verdient. Mader(er) meint den Mäher.

Der Büttner (Bittner) stellt Holzgefäße her und heißt auch Böttcher (= Bottichmacher), Fassbinder oder in Westdeutschland Küfner, woraus die Namen Kiefer und Kaufner entstanden sind. In Oberbayern und Schwaben spricht man vom Schäffler (er macht ein Schaff). Weil das aber laut ist, wenn man die Eisenreifen auf die Fassdauben schlägt, ist der Name Krach oder Rauscher für einen, der ein geräuschvolles, lautes Handwerk ausübt, durchaus nachvollziehbar. Also passen doch die Stopfenheimer Bittner und Krach wunderbar zusammen! Und da nehmen wir Pröll gleich mit dazu, denn da steckt brüllen für einen lauten Menschen drin, auch wenn man heute bei der Farbenherstellung nicht schreien muss.

Keller(-mann, Kellerer) ist ein Amtsname für den Kellermeister bzw. den Verwalter der Weinberge. Verdurstet wird der Mann wohl nicht sein. Und nachdem das Internet noch nicht erfunden war, ist beim Namen Hacker, Hecker, Häcker an den Weinhacker bzw. Weinbauern zu denken, seltener ist der Holzhacker gemeint.

Ein Pfahler oder Pfaller stellt z. B. für den Weinberg die Pfähle her, aber er kann auch am Grenzpfahl, an der Dorfgrenze wohnen oder von einem Ort namens Pfahl kommen. Der Wagner heißt in Norddeutschland Rademacher, Radmaker und in Ostsachsen und Schlesien Stellmacher. Aber auch Wegener, Wehner, Wahner und Weiner sind Nebenformen zu Wagner.

Viele Namen erklären sich von selbst, w.z.B. Zimmermann, Fischer oder Maurer. Weniger bekannt ist, dass die norddeutsche Form von Schneider Schröder ist. Der Fleischmann ist der Metzger. Der Schreiner heißt in Österreich und östlich einer Linie vom Fichtelgebirge nach Ostfriesland Tischler, daher die entsprechenden Familiennamen, je nachdem, wo der erste Namensträger wohnte – und das liegt im Allgemeinen mehr als 500 Jahre zurück.

Der Häffner oder Häfer war ein Töpfer, der Hafen, Haferl aller Art aus Ton formte und deswegen auch Topf heißen konnte. Stellte jemand Gefäße aus Holz her, war er ein Drechsler. Und so wurde er auch nach seinen Erzeugnissen Näpflein oder Näpfel genannt, entsprechend der Kamm. Hemmeter ist ein altes Getreidemaß. Leykauf war der Gelöbnistrunk bei einem Vertragsabschluss, aber auch das Handgeld, das ein Knecht bekam, um an Lichtmess (2. Feb.) eine Stelle anzutreten. Halmheu bedeutet Flurhüter (heu leitet sich von hegen ab).

Der Küchler ist ein Kuchenbäcker. Einen reitenden Boten nannte man Renner. Im Nürnberger Raum war ein Scharrer ein Pechsammler. Der Wägemann war für die (städtische) Waage verantwortlich. Der Felleiter könnte der Anführer der Fellhändler gewesen sein, wenn kein es kein Wohnstättenname ist. Der Haub(n)er fertigte Hauben an, und Schiele ist von Schühle abgeleitet und meint den Schuhmacher. Ein Kohler oder Koller war ein Köhler, der Holz zu Kohle verschwelen ließ, ähnlich dem Brenner, der aber auch ein Pechbrenner oder Metallschmelzer sein konnte. Der Wachter war meist der Turm-, manchmal auch der Flurwächter. Als Stöhr bezeichnete man einen Handwerker, der in fremden Häusern arbeitete. Und schließen wollen wir unseren heutigen Ausflug in die mittelalterliche Berufswelt mit dem Schwegler. Er war ein Spielmann mit der Schwegelpfeife, einer Rohrpfeife. Solange er uns aber nicht den Marsch bläst oder auf dem letzten Loch bläst, wollen wir zufrieden sein.